Der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an Bodo Kirchhoff für seinen Roman «Widerfahrnis». Das gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels am Montag-abend in Frankfurt bekannt. Mit dem Preis wird traditionell am Vorabend der Frankfurter Buchmesse die beste literarische Neuerscheinung des Jahres im deutschsprachigen Raum ausgezeichnet. Mit dem Sieg erhält Kirchhoff ein Preisgeld von 25 000 Euro.
In dem Roman (Frankfurter Verlagsanstalt) bricht ein im Ruhestand lebender Verleger mit einer Zufallsbekanntschaft - der etwa gleichaltrigen früheren Besitzerin eines Hutgeschäfts - zu einer spontanen Autoreise in den italienischen Süden auf. Das (Liebes-)Paar wird dann auf Sizilien mit der Flüchtlingskrise konfrontiert.
Die Jury bezeichnete das Buch als «vielschichtigen Text, der auf meisterhafte Weise existenzielle Fragen des Privaten und des Politischen miteinander verwebt und den Leser ins Offene entlässt». Dem 68-jährigen Kirchhoff sei es zugleich gelungen, «in einem dichten Erzählgeflecht die großen Motive seines literarischen Werks auf kleinem Raum zu verhandeln».
Im Finale konkurrierten sechs Romane um die renommierte Auszeichnung. Neben Kirchhoff standen auf der Shortlist fünf weitere Autoren aus Deutschland und Österreich: Reinhard Kaiser-Mühlecker («Fremde Seele, dunkler Wald»), André Kubiczek, («Skizze eines Sommers»), Thomas Melle («Die Welt im Rücken»), Eva Schmidt («Ein langes Jahr») und Philipp Winkler («Hool»). Die fünf Autoren der Shortlist erhalten je 2500 Euro.
Kirchhoff ist Autor zahlreicher Romane wie zuletzt «Verlangen und Melancholie» (2014) und «Die Liebe in groben Zügen» (2012 - auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis). Er lebt in Frankfurt am Main und am Gardasee. Bekannt wurde er auch durch seine Drehbücher für Film und Fernsehen wie die «Tatort»-Serie.
Für den Deutschen Buchpreis haben Verlage aus Deutschland, der Schweiz und Österreich 178 Neuerscheinungen eingereicht. Vor der Shortlist hatte die Jury eine 20 Titel umfassende Longlist erstellt. Der Deutsche Buchpreis wird vom Dachverband des Deutschen Buchhandels seit dem Jahr 2005 vergeben. Er hat sich zur wichtigsten Auszeichnung der Branche entwickelt. Im vergangenen Jahr gewann Frank Witzel den Preis mit seinem Roman «Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969». (DPA)