Steigende Verbraucherpreise: Was das bedeutet

Die Verbraucherpreise steigen etwas an. Foto: Karl-Josef Hildenbrand
Die Verbraucherpreise steigen etwas an. Foto: Karl-Josef Hildenbrand

«Hurra, die Preise steigen!», bejubelte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner Ende September die steigende Inflation in Deutschland. Nach vorläufigen Zahlen kletterten die Verbraucherpreise in Deutschland im September auf 0,7 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Mai 2015.

 

Was ist der Grund für steigende Preise?

Das liegt vor allem an den Energiepreisen. Zwar müssen Verbraucher immer noch weniger als vor einem Jahr beispielsweise fürs Heizen zahlen.

Rohöl ist nicht mehr ganz so billig wie noch vor einiger Zeit. Derzeit pendelt der Preis für ein Barrel (159 Liter) um die 50 US-Dollar. Darum liegt das Niveau der Energiepreise nicht mehr ganz so deutlich unter den Vorjahreswerten. Im September war Energie zwar um 3,6 Prozent billiger als ein Jahr zuvor. Im August jedoch waren es noch 5,9 Prozent und im Juli sogar 7,0 Prozent.

 

Wie dürfte sich die Inflation in der nächsten Zeit entwickeln?

Ökonomen rechnen mit leicht steigenden Verbraucherpreisen. So sagen die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute in ihrem Herbstgutachten einen Anstieg um 1,4 Prozent im nächsten Jahr und um 1,5 Prozent im Jahr 2018 voraus. Drastische Sprünge erwartet vorerst allerdings kein Experte - auch weil Rohöl trotz der jüngsten Einigung der Opec auf eine Obergrenze bei der Öl-Förderung erst einmal vergleichsweise günstig bleiben dürfte. Zwar hofft die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) auf steigende Preise, wenn das Angebot sinkt. Rohstoffexperten verweisen aber auf die mangelnde Disziplin der 14 Opec-Mitglieder, auf eine weiter schwache Nachfrage angesichts der mauen Weltkonjunktur und auf andere große Akteure am Markt wie Russland und die USA.

 

Warum bewerten Ökonomen den Anstieg der Verbraucherpreise positiv?

«Die aktuelle Preisentwicklung unterstreicht, dass Deflationsgefahren erst einmal abgewendet sind», erläutert KfW-Chefvolkswirt Zeuner. Dauerhaft niedrige oder gar sinkende Preise gelten als Risiko für die Konjunktur. Unternehmen und Verbraucher könnten Anschaffungen aufschieben, weil sie erwarten, dass es noch billiger wird. Die Folge: Die Wirtschaft wächst nicht mehr, die Arbeitslosigkeit steigt. Um die Inflation im Euroraum anzuheizen, flutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte mit billigem Geld.

 

Was bedeutet das für Verbraucher/Sparer?

Sparbuch und Tagesgeld - bei Deutschen besonders beliebt - werfen wegen der Zinspolitik der EZB kaum noch etwas ab. Auch Altersvorsorgeklassiker wie Lebens- und Rentenversicherungen sind unter Druck. Von steigenden Preisen könnten Verbraucher also indirekt durchaus profitieren: Eine Kehrtwende der EZB hin zu höheren Zinsen wäre im Sinne vieler Sparer. Zu stark steigende Inflationsraten könnten allerdings einen Teil dieses Effekts wieder zunichte machen. Und weil die Entwicklung der Energiepreise ein großer Posten bei der Inflation ist, bedeuten steigende Raten auch: Tanken und Heizen wird tendenziell teurer.

 

Wie wird die Teuerungsrate eigentlich berechnet?

Monat für Monat schwirren Preiserheber der Statistischen Landesämter und des Wiesbadener Bundesamtes aus. Die 600 Frauen und Männer notieren bundesweit in Geschäften, was Obst und Gemüse, Bücher und Zeitschriften, Schuhe und Möbel kosten. Wie hoch ist der Listenpreis für ein Auto, was kostet eine Pauschalreise, was der Sprit an der Tankstelle? Mehr als 300 000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden so repräsentativ nach einem stets gleichen Schema erfasst. Der Warenkorb umfasst rund 600 Güterarten. Den größten Anteil hat Wohnen (Mieten, Strom, Gas) mit fast 32 Prozent. Gut 10 Prozent entfallen auf Lebensmittel. Auf dieser Grundlage berechnet das Statistische Bundesamt die Verbraucherpreisentwicklung. (DPA)