Im Regen von Hannover haben die Fußball-Weltmeister ihre Fans erneut begeistert und den Weg Richtung WM in Russland 2018 souverän fortgesetzt. Mit dem dritten klaren Sieg marschiert die deutsche Nationalmannschaft weiter ungefährdet an der Spitze der WM-Qualifikationsgruppe C.
Ein schneller Tore-Doppelpack von Julian Draxler (13. Minute) und Sami Khedira (17.) sorgte vor 42 132 Zuschauern für ein ungefährdetes 2:0 (2:0) gegen tapfer kämpfende Nordiren.
Joachim Löw stellte mit seinem 94. Sieg als Bundestrainer die Rekordmarke von Sepp Herberger ein und kann sorgenfrei Richtung Jahresabschluss blicken.
Mit 8:0-Toren und neun Punkten führt die DFB-Auswahl ihre Gruppe vor dem Überraschungsteam aus Aserbaidschan (7 Punkte) und den Nordiren (4) souverän an. Am 11. November ist der nächste Quali-Sieg in San Marino schon fest eingeplant, bevor es vier Tage später im letzten Länderspiel 2016 in einem Test in Mailand noch einmal gegen Italien geht.
Dann wird der Weltmeister-Trainer wohl auch wieder personell mehr experimentieren. Gegen die Nordiren vertraute Löw der Startelf, die am Samstag Tschechien mit 3:0 bezwungen hatte.
«Ich denke, dass wir sehr konzentriert gespielt haben und sehr aggressiv gespielt haben», sagte Khedira bei RTL. «In der zweiten Halbzeit war ein bisschen die Luft raus, aber es ist ein verdientes Ergebnis.»
Löw hatte angekündigt: «Die Mannschaft wird die richtigen Lösungen haben». Und sie hatte sie schnell parat. In der dritten Minute scheitert Mario Götze noch aus kurzer Distanz per Kopfball an Nordirlands Torwart Michael McGovern, der beim deutschen 1:0 im EM-Gruppenspiel im Juni in Paris Glanzparaden in Serie gezeigt hatte. Dass es dann nicht das von Mats Hummels vorausgesagte «Geduldsspiel» wurde, lag an der Effizienz im deutschen Offensivspiel.
Erst traf der Wolfsburger Draxler nach Ablage von Thomas Müller mit einem Flachschuss aus 17 Metern ins untere rechte Eck. Dann nutzte Khedira eine Verlängerung von Hummels per Kopf zum zeitigen 2:0. Es war der erste Treffer des Juventus-Stars seit dem WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien (7:1). Beide Treffer leitete der wie schon gegen Tschechien starke Spielmacher Mesut Özil ein.
Die Nordiren agierten bei norddeutschem Schmuddelwetter wie erwartet mit einer kompakten Defensive, vor der Fünfer-Abwehrkette hatten sie noch drei defensiv ausgerichtete Mittelfeldspieler platziert. Doch gegen die Wucht und die Kombinationen des Weltmeisters waren die Gäste überfordert. Die rund 2000 britischen Fans ließen sich die Laune nicht verderben und feierten wie bei der EM sich und ihr Team.
Elf Monate nach dem wegen Terrorverdachts kurzfristig abgesagten Testspiels gegen die Niederlande mussten sich die Besucher in Hannover strengen Sicherheitskontrollen unterziehen. Die DFB-Elf hatte die Erinnerungen an die schockierenden November-Erlebnisse laut Löw längst aufgearbeitet.
Auch nach der raschen Führung wurde das Offensivspiel fortgeführt. Der im Gegensatz zu seinen jüngsten Auftritten beim VfL Wolfsburg sehr agile Draxler leitete viele Angriffe ein. Auch Götze war viel am Ball. Der 24-Jährige hatte in seinem bereits 60. Länderspiel Pech. Ein Treffer (38.) wurde von Schiedsrichter Paolo Tagliavento (Italien) nicht anerkannt, weil der Ball bei der Vorlage von Müller schon im Toraus gewesen sein soll - eine Millimeterentscheidung.
Ganz knapp außerhalb des Strafraums war ein Foul von Jérôme Boateng an Jamie Ward (42.). Den Freistoß setzte Oliver Norwood über das Tor, doch die Situation war gefährliches Beispiel für manche Sorglosigkeit in der deutschen Abwehr. Wenige Minuten zuvor hatte Manuel Neuer schon einen Schuss von Josh Magennis (39.) blocken müssen.
Nach der Pause bekam Ilkay Gündogan seinen zweiten Einsatz nach elf Monaten Nationalmannschafts-Pause. Und der Mann von Manchester City, der als Zehner Mesut Özil ablöste, schaltete sich gleich gefährlich ins deutsche Angriffsspiel ein. Ein Drehschuss des 25-Jährigen wurde von den Nordiren gerade noch abgeblockt (49.). Gündogan wird in den kommenden Monaten den Konkurrenzkampf im Team neu beleben.
Die deutsche Elf blieb dominant, auch wenn Passgenauigkeit und klare Aktionen nun fehlten. Der erstaunlich offensiv agierende Khedira schoss aus der Distanz vorbei (56.) und köpfte drüber (68.). Bei einem Sturz von Joshua Kimmich im Strafraum entschied Tagliavento nicht auf Elfmeter (58.). Da auch Kroos (67.) und Gündogan (81.) das Ziel verfehlten, blieb es bei dem 2:0-Erfolg. Die deutschen Fans feierten gemeinsam mit den sangesfreudigen Nordiren. (DPA)