Die deutschen Fußball-Weltmeister haben Teil eins ihres Sechs-Punkte-Auftrags in der WM-Qualifikation prächtig erfüllt. Beim überlegenen 3:0 (1:0) gegen den am stärksten eingeschätzten Gruppengegner Tschechien passte im ausverkauften Hamburger Volksparkstadion auch die Torausbeute. Thomas Müller mit seinen Quali-Toren drei und vier (13./65. Minute) sowie Toni Kroos (49.) trafen vor 51 299 Zuschauern. Das bei Länderspielen oft kritische Hamburger Publikum feierte den schwungvollen Auftritt mit Deutschland-Rufen und der La Ola.
Schon am Dienstag soll in Hannover gegen Nordirland der dritte Sieg im dritten Spiel in Gruppe C nachgelegt werden.
«Ich bin sehr zufrieden. Die Mannschaft hatte die gesamte Spielzeit über die absolute Kontrolle. Wenn wir so im Raum spielen, sind die Gegner nach 60 Minuten tot gelaufen. Da hatten die Tschechen keine Chance mehr», lobte Bundestrainer Joachim Löw den Auftritt seiner Elf und Doppel-Torschütze Müller ergänzte: «Wir haben ein souveränes Spiel abgeliefert, wir hätten noch mehr Tore erzielen können.» Jérôme Boateng blickte bereits auf das Nordirland-Spiel: «Die werden defensiv spielen. Da geht es darum, schnell zu spielen.»
Die deutsche Mannschaft, die bis auf eine Änderung (Boateng für Benedikt Höwedes) mit der gleichen Elf wie beim erfolgreichen Auftakt gegen Norwegen spielte, ging von der ersten Minute an mit hohem Tempo und konzentriert zu Werke. Druckvoll und dynamisch ließen Mesut Özil und Co. den Ball zirkulieren und entwickelten große Spielfreude, nur die letzte Präzision fehlte in den Anfangsminuten noch.
Das änderte sich in der 13. Minute. Nach einem schnellen Angriff über Mario Götze und Özil gelangte der Ball zu Müller, der einmal mehr seine Torjäger-Qualitäten bewies. In dieser Szene zeigte die deutsche Mannschaft auch das von Löw geforderte schnelle Umschaltspiel, das aber auch von der offenen Spielweise der Tschechen begünstigt wurde. Die Gäste versteckten sich keineswegs, verschafften damit aber auch der DFB-Auswahl mehr Räume.
So agierten die Außenverteidiger Jonas Hector und Joshua Kimmich fast schon als Außenstürmer, dazu waren die Innenverteidiger Mats Hummels und Boateng mit langen Diagonalbällen um eine schnelle Spieleröffnung bemüht. Die Offensivspieler harmonierten trotz der kurzen Vorbereitungszeit (drei Einheiten) prächtig miteinander und stellten die Tschechen mit ihrem variablen Spiel vor erhebliche Probleme.
Nur die Torausbeute war in den ersten 45 Minuten nicht weltmeisterlich. So setzte Julian Draxler den Ball nach Vorlage von Götze knapp neben das Tor (22.), kurz darauf zwang Müller den tschechischen Keeper Tomas Vaclik zu einer Parade (25.). In der 31. Minute wäre auch der starke Nachfolger von Petr Cech machtlos gewesen, doch Götze setzte nach feinem Zusammenspiel mit Müller den Lupfer knapp neben das Tor. Zwei weitere Möglichkeiten ließen Müller (38.) und Kimmich (44.) noch vor der Pause liegen. So gab es viel Applaus vom in den letzten Wochen kaum verwöhnten Hamburger Publikum, auch bei einem technischen Kabinettstück von Löw an der Seitenlinie. Für den Bundestrainer war es das 140. Länderspiel, womit er Helmut Schön (139) hinter sich ließ und nur noch Sepp Herberger (167) vor sich hat.
Und die Tschechen, die 2007 beim 3:0 in München noch für die höchste Niederlage in der Ära Löw gesorgt hatten? Einzig in der 20. Minute kam einmal so etwas wie Gefahr für das Tor von Manuel Neuer auf. Doch Matej Vydra verpasste nach einer Flanke freistehend den Ball.
Am dominanten Spiel des viermaligen Weltmeisters änderte sich auch in der zweiten Halbzeit nichts. Und gleich in der 49. Minute wurde die deutsche Mannschaft für ihre Bemühungen belohnt. Nach Zuspiel von Kimmich, der wie einst Phillip Lahm die rechte Seite mit einem enormen Laufpensum beackerte, schob Toni Kroos den Ball platziert ins rechte untere Toreck. Danach vergaben Özil (58.) und Müller (62.) zwei weitere große Möglichkeiten.
Dagegen war Neuer auf der Gegenseite nahezu beschäftigungslos, erst in der 63. Minute wurde der Kapitän bei einem Schuss von Borek Dockal mal geprüft. Anstatt des Anschlusstreffers schlug es aber kurz darauf bei den Tschechen erneut ein. Diesmal lief es über die linke Seite. Nach Flanke von Hector machte Müller, der bei der EM in Frankreich noch torlos geblieben war, seinen nächsten Doppelpack perfekt. Für den Münchner waren es bereits die Tore Nummer 35 und 36 im 80. Länderspiel.
Eine Viertelstunde vor Schluss kam Ilkay Gündogan nach elfmonatiger Pause zu seinem Comeback im DFB-Team. Am Dienstag könnte der Mann von Manchester City dann in der Startelf auflaufen. (DPA)