Das Grundgesetz lagert sicher 400 Meter tief im Schwarzwald

Christoph Unger mit dem Orginal-Grundgesetz. Foto: Patrick Seeger
Christoph Unger mit dem Orginal-Grundgesetz. Foto: Patrick Seeger

Zum diesjährigen Tag der Deutschen Einheit ist im Schwarzwaldberg Schauinsland in Oberried bei Freiburg die erste Originalausgabe des Grundgesetzes eingelagert worden. Sie umfasse sämtliche Dokumente des im Mai 1949 in Kraft getretenen Gesetzes sowie alle Akten zu dessen Entstehung, teilte das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe am Montag mit. Sie wurden auf Mikrofilm gebannt und kamen am Montag in luftdicht verschlossenen Edelstahlfässern in den sogenannten Barbarastollen.

Dieser dient der Bundesrepublik seit 1975 als zentrales Langzeitarchiv. Das Grundgesetz ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland.

 

Nach Angaben des Bundesamtes, das den Stollen betreibt, lagern dort mit dem Grundgesetz nun genau eine Milliarde Kopien historischer Dokumente. Rund 400 Meter tief in dem Berg sind sie den Angaben zufolge sicher vor Kriegen, Unglücken oder Sabotage. «Für mindestens 500 Jahre sind die Dokumente für die Nachwelt gesichert», sagte der Präsident des Bundesamtes, Christoph Unger, am Montag in Oberried.

 

Mit dem Grundgesetz werde nun «ein Herzstück der deutschen Geschichte vor Zerstörung durch Kriege oder auch Naturkatastrophen geschützt», sagte Unger: «Die Geschichte der Deutschen und auch ein stückweit deren Identität werden so langfristig bewahrt.»

 

Für das Archiv seien vom Grundgesetz 30 000 Einzelbilder erstellt worden. Diese erzählten die Geschichte des Gesetzes mit Originaldokumenten wie Schriftstücken, Urkunden, Schreiben sowie insgesamt 2,6 Meter Akten. Darunter seien Niederschriften der Diskussionen und Debatten des Parlamentarischen Rates, der Länder, aber auch der Alliierten Mächte. Die Unterlagen zeigen deren jeweiligen Einfluss auf das Ergebnis der letztendlichen Verfassung.

Die Akten seien vom Bundestag bereitgestellt und im Landesarchiv Berlin in zwölffacher Verkleinerung verfilmt worden. Es handele sich um die erste überlieferte Ausgabe des Grundgesetzes.

 

Im Barastollen sichert die Bundesrepublik wertvolle zeitgeschichtliche Dokumente. Sie sind auf Mikrofilm gebannt und verpackt in rund 1500 luftdicht gesicherten und hermetisch abgeschlossen Edelstahlfässern. Insgesamt lagern im Schauinsland laut Bundesamt knapp 31 350 Kilometer Mikrofilme. Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Stollen sind stets gleichbleibend, dadurch sind die Dokumente geschützt. Zudem gilt der Stollen, der von stabilem Granitstein umschlossen ist, als einsturzsicher.

 

Im Stollen gelagert werden Dokumente, die «eine hohe nationale oder kulturhistorische Bedeutung» haben. Zu ihnen zählen die Krönungsurkunde Otto des Großen aus dem Jahr 936, der Vertragstext des Westfälischen Friedens (1648), Handschriften des Komponisten Johann Sebastian Bach sowie die Baupläne des Kölner Doms.

 

Auch die älteste Urkunde Bayerns ist dabei. Sie stammt aus dem Jahr 794. Jüngere Geschichte wird ebenfalls dokumentiert. So liegen Kopien der Baupläne für die in den 1970er und -80er Jahren stark umstrittene Startbahn West des Frankfurter Flughafens im Stollen.

 

Der Stollen lagert den Angaben zufolge seit den 1990er Jahren die gesamtdeutsche Geschichte. In der DDR wurden parallel zu Westdeutschland bedeutende Dokumente auf mehr als 8000 Kilometern Mikrofilm gesichert. Nach dem Mauerfall wurden diese Filmbestände in 327 Stahlfässern im Barbarastollen eingelagert. (DPA/LSW)