Die Lufthansa will mit der Komplett-übernahme von Brussels Airlines ihre Billigflug-Sparte stärken. Der Aufsichtsrat habe dem Kauf der verbliebenen Anteile an der belgischen Fluglinie zugestimmt, teilte der Konzern mit. Früheren Angaben zufolge soll Brussels für die Billigtochter Eurowings an den Start gehen. Auf der Agenda des Aufsichtsrats stand auch eine mögliche Übernahme von Teilen der angeschlagenen Air Berlin.
Die Europa-Flotte der eigenen Billigtochter von derzeit 90 Maschinen würde durch die Übernahme von Brussels und den Deal mit Air Berlin deutlich wachsen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will Eurowings im Kampf gegen Billigflieger wie Ryanair und Easyjet kräftig ausbauen.
Dem Vernehmen nach würde die Lufthansa rund 40 Airbus-Mittelstreckenjets samt Besatzungen von Air Berlin mieten und für Eurowings fliegen lassen. Air Berlin steckt in einer schwierigen finanziellen Lage. Die mit fast einer Milliarde Euro verschuldete zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft wird schon seit Jahren von ihrer arabischen Großaktionärin Etihad mit immer neuen Millionenspritzen in der Luft gehalten.
Um die Kosten einzudämmen, will Etihad Insidern zufolge zudem die Air-Berlin-Tochter Niki sowie 14 Prozent von Tuifly geleaste Jets in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem Touristik-Konzern Tui überführen. Die heutige Air-Berlin-Flotte von rund 140 Fliegern würde so nahezu halbiert. Verbleiben würden bei der Fluggesellschaft einige Fernstrecken, der Drehkreuz-Verkehr in Berlin und Düsseldorf sowie die Zubringerflüge nach Abu Dhabi.
An der Brussels-Muttergesellschaft ist Lufthansa bisher mit 45 beteiligt. Zum Kaufpreis machte Europas größte Fluggesellschaft keine Angaben. Die Übernahme soll Anfang 2017 abgeschlossen werden.
Brussels fliegt nach eigenen Angaben mit 49 Maschinen - 29 Airbus-Mittelstreckenjets, 9 Airbus-Langstreckenmaschinen und 11 Regionalflugzeuge. Vor allem die Mittelstreckenjets der Typen A319 und A320 passen gut zu Eurowings. Auch auf der Langstrecke sind beide Gesellschaften mit Großraumjets vom Typ Airbus A330 unterwegs.
Wie die Integration von Brussels genau gestaltet wird, ist derzeit noch offen. Ende April hatte die Lufthansa bekanntgegeben, dass sie an einem entsprechenden Konzept arbeite. (DPA)