Indien hofft auf Investitionen aus Deutschland in die boomende Energiebranche. «Wir wären sehr glücklich, wenn mehr deutsche Unternehmen nach Indien kommen würden, um dort zu produzieren.» Das sagte Anju Bhalla, beigeordnete Sekretärin des indischen Energieministeriums, der Deutschen Presse-Agentur. An diesem Montag beginnt das siebte deutsch-indische Energieforum (igef) in Hamburg und Berlin.
Auf der im Jahr 2006 von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und dem damaligen indischen Ministerpräsidenten Manmohan Singh ins Leben gerufenen Plattform tauschen die beiden Länder sich regelmäßig zu aktuellen Entwicklungen in der Energiepolitik aus und vereinbaren Kooperationen.
Auch den kleineren Unternehmen, die bisher vor dem Schritt in einen unbekannten Markt zurückschrecken, möchte Indien nun entgegenkommen. «Es gibt in jüngster Zeit keine indische Regulierung mehr, die ein deutsches Unternehmen abschrecken sollte», verspricht Bhalla. Energieminister Piyush Goyal hatte bei seinem Amtsantritt 2014 die Devise ausgegeben, auf ausländische Firmen zuzugehen und ein gutes Investmentklima zu schaffen.
Auch auf der deutschen Seite gibt es großes Interesse an einer engeren Zusammenarbeit. Kaum ein anderer Energiemarkt wächst zurzeit so rasant wie der indische. Von gut 300 Gigawatt müsste die indische Kapazität zur Stromerzeugung sich schon bis 2030 mindestens verdreifachen, will Indien sein aktuelles Wirtschaftswachstum beibehalten. Zum Vergleich: In Deutschland ist pro Einwohner mehr als das Zehnfache der aktuellen indischen Kapazität installiert.
Neben der Schalttechnik, dem Aufbau von Stromtrassen und der Flexibilisierung bestehender Kraftwerke steht bei der deutsch-indischen Zusammenarbeit vor allem ein Bereich immer wieder im Fokus: Die erneuerbaren Energien. Bis 2022 soll die Gesamtkapazität daraus in Indien 175 Gigawatt betragen. Auch auf dem Forum gibt es deshalb zu dem Bereich eine eigene Arbeitsgruppe.
Erstmals finden nicht nur Gespräche auf der politischen Ebene statt, sondern auch direkt zwischen deutschen und indischen Firmen. Das Forum und die Treffen dauern vom 26. bis 30. September. Die Hauptveranstaltung findet am Donnerstag, 29. September, im Wirtschaftsministerium in Berlin statt.
Der Austausch nicht nur auf politischer, sondern auch auf Unternehmensebene ist dabei durchaus nötig. Anders als bei der konventionellen Energie zählen viele deutsche Unternehmen im Bereich der erneuerbaren Energien zu den Kleinen und Mittleren. Entsprechend vorsichtig sind sie bei größeren Investitionen in einem fremden Markt. Viele erinnern sich auch noch an Fälle wie den des Windanlagenherstellers Enercon, der sich nach einem teuren Patentstreit wieder aus Indien zurückzog. (DPA)