Berlin (dpa) - Im deutschen Nahverkehr sollen von Ende nächsten Jahres an die weltweit ersten Brennstoffzellen-Züge rollen. Zunächst fahren zwei Prototypen vor allem auf den Strecken von Bremerhaven nach Buxtehude und Cuxhaven. Bis 2020 sollen dort 14 Züge im Einsatz sein, wie Niedersachsens Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) mitteilte. Der französische Hersteller Alstom präsentiert den neuen Antrieb auf der Bahntechnikmesse Innotrans, die am Dienstag in Berlin eröffnet wurde. Die Brennstoffzelle wandelt Wasserstoff in elektrische Energie um.
Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sprach von einem neuen Zeitalter auf Bahnstrecken ohne Oberleitung. Nach Angaben von Alstom gibt es Absichtserklärungen aus Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hessen, in denen auch Züge mit Wasserstoff fahren sollen.
Die Entwicklung der in Salzgitter gebauten Züge mit dem Namen «Coradia iLint» hat der Bund mit acht Millionen Euro gefördert. Sie haben auf dem Dach einen Wasserstofftank und die Brennstoffzelle sowie Batterien im Boden des Zugs. Damit können sie bis zu 140 Stundenkilometer fahren. Statt Dieselruß geben sie Wasserdampf und Kondenswasser ab.
Mit vier Millionen Euro fördert das Ministerium auch den Alstom-Konkurrenten Bombardier, der einen mit Batterien ausgestatteten Talent-3-Zug entwickelt. «Insbesondere auf Nebenstrecken, an denen Oberleitungen unwirtschaftlich oder noch nicht vorhanden sind, fahren bislang Züge mit Dieseltriebwagen», erklärte Dobrindt. Brennstoffzelle und Batterie seien emissionsfreie, energieeffiziente und kostengünstige Alternativen.
Die Prototypen fahren künftig im regulären Fahrbetrieb für die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (EVB), deren Mehrheitseigentümer das Land ist. Minister Lies sagte, Technik könne einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten, etwa wenn mit überschüssigem Windstrom Wasserstoff erzeugt werde.
Auf der Innotrans sind dieses Mal 2950 Aussteller aus 60 Ländern vertreten. Die Messe ist bis Freitag Fachbesuchern vorenthalten, am Wochenende öffnet sie für Privatbesucher.
Die Branche erwartetet angesichts einer immer größeren Weltbevölkerung und wachsender Städte gute Geschäfte in den nächsten Jahren. 2015 erreichte der weltweite Markt für Eisenbahnzulieferer nach einer Roland-Berger-Studie für den europäischen Herstellerverband UNIFE ein Rekordvolumen von 159 Milliarden Euro. Wachstum verspricht demnach vor allem die Region Asien-Pazifik. (DPA)