Luhukay-Abschied verschärft Situation des VfB Stuttgart

Jos Luhukay auf der VfB-Bank. Foto: Daniel Maurer/Archiv
Jos Luhukay auf der VfB-Bank. Foto: Daniel Maurer/Archiv

Nach nur vier Spieltagen in der zweiten Fußball-Bundesliga steht der VfB Stuttgart vor dem nächsten Neustart - ohne Trainer Jos Luhukay. Der 53 Jahre alte Niederländer zog am Donnerstag die Konsequenzen aus dem öffentlichen Disput mit Sportvorstand Jan Schindelmeiser über den Kader und einigte sich mit dem Bundesliga-Absteiger auf eine vorzeitige Trennung. «Wir haben diesen Schritt zur Kenntnis genommen und akzeptieren ihn natürlich. Es ist sehr bedauerlich, dass es so weit gekommen ist.

Fakt ist auch, dass die Situation im Club in den letzten Wochen sehr schwierig war», sagte Schindelmeiser. Gegen den 1. FC Kaiserslautern stehen am Samstag (13.00 Uhr/Sky) nun Olaf Janßen und die beiden Ex-Profis Andreas Hinkel und Heiko Gerber in der Verantwortung. «Die Jungs werden die Mannschaft ab sofort bis auf weiteres betreuen. Ich kann betonen, dass es eine reine Interimslösung sein wird.»

 

Ob er nach dem - zumindest für die Öffentlichkeit - unerwartet frühen Abschied des als Aufstiegs-Experten verpflichteten Luhukay schon mit Nachfolgekandidaten gesprochen habe, wollte Schindelmeiser nicht kommentieren. «Ich habe konkrete Vorstellungen und versuche die im Sinne des Clubs umzusetzen», sagte er.

 

Luhukay hatte seinen Rückzug nach nur 76 Tagen im Amt zuvor via schriftlicher Stellungnahme über seine Anwälte mit mangelndem Vertrauen der Vereinsführung begründet. «Aufstiegsprojekte verlaufen nie reibungslos, das weiß ich sehr gut. Aber die Arbeit als Cheftrainer in einem großen Traditionsverein wie dem VfB funktioniert nur, wenn volle Rückendeckung von den entscheidenden Personen besteht», wurde er zitiert. Luhukay verzichtet den Angaben zufolge auf eine Abfindung und das Gehalt seines bis Juni 2019 laufenden Vertrages. Co-Trainer Remy Reijnierse ist seinen Job ebenfalls los.

 

Vorausgegangen waren ein in der Öffentlichkeit ausgetragener Konflikt zwischen Luhukay und dem nach ihm verpflichteten Sportvorstand. Die beiden hatten nach der 1:2-Heimniederlage gegen den FC Heidenheim am vergangenen Freitag keinen Hehl mehr aus ihren unterschiedlichen Auffassungen über Spielertransfers und den Kader gemacht.

 

Insbesondere auf die Neuzugänge Benjamin Pavard, Carlos Mané und Takuma Asano hatte Luhukay öffentlich sehr zurückhaltend reagiert. «Selbstverständlich war er darüber informiert», betonte Schindelmeiser. «Drei Tage vor dem Ende der Transferperiode hat er dann gesagt, dass er sie doch nicht will.» Der Coach hatte zudem kritisiert, dass er im Kader Spieler aus 15 Ländern habe.

 

Am Mittwoch tadelte Aufsichtsratsmitglied Wilfried Porth Luhukay für die offen zur Schau gestellte Unzufriedenheit im Namen des gesamten Kontrollgremiums und stellte sich deutlich auf die Seite von Schindelmeiser. «Wir sind ganz klar der Meinung, dass wir hier verantwortliche Personen haben, die dieser Verantwortung auch gerecht werden müssen. Ich sage bewusst: Das gilt besonders für den Trainer», meinte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende.

 

In der Folge baten die Vorstände Schindelmeiser, Jochen Röttgerman und Stefan Heim ihren Trainer am Donnerstag um 10.30 Uhr zu einem Gespräch - in dessen Verlauf Luhukay sich fürs Gehen entschied.

 

Schindelmeiser verzichtete danach auf böse Worte in Richtung Luhukay. «Als Mensch ist der Jos absolut tadellos», sagte er mit Blick auf dessen Verzicht auf eine Abfindung für den noch bis 2019 laufenden Vertrag. Doch schon nach dem ersten Gespräch im Sommer habe er gemerkt, dass es in der Zusammenarbeit schwierig werden könnte.

 

Für Janßen, Hinkel und Gerber gilt es nun, am Samstag gegen Schlusslicht Kaiserslautern aus einer durchwachsenen keine negative Auftaktbilanz werden zu lassen. Von den ersten vier Spielen hat der VfB bereits zwei verloren und steht vor dem fünften Spieltag in der Tabelle auf Platz neun. (DPA)