Manga-Fans treffen sich in Kassel

Bunt und schrill. Foto: Diego Azubel
Bunt und schrill. Foto: Diego Azubel

Mit der Connichi beginnt am Freitag in Kassel die nach Veranstalterangaben größte von Fans organisierte Mangamesse in Deutschland. Erwartet werden bis Sonntag wieder tausende Fans - meist in schrillen und bunten Kostümen.

 

Wen begeistern Mangas?

Mangas sind laut Comic-Forscher Bernd Dolle-Weinkauff von der Universität Frankfurt besonders bei jungen Menschen zwischen 14 und 24 Jahren beliebt, danach ebbt das Interesse stark ab.

Vor allem Mädchen und Frauen fühlen sich angesprochen. «Die Breite des Angebots wird von Mädchen-Mangas bestimmt.» Oft sind es Schulgeschichten, aber auch Themen wie Kampf und Herrschaft werden behandelt.

 

Was unterscheidet Mangas von anderen Comics?

Obwohl die Figuren schrill und bunt wirken, sind Mangas in der Regel schwarz-weiß. Zudem werden sie meist in der japanischen Leserichtung - also von rechts nach links - publiziert. «Sie haben einen anderen Erzählstil und Erzählfluss als westliche Comics», sagt Comic-Forscher Dolle-Weinkauff.

 

Was gehört zum Manga-Fantum dazu?

Mangas erzeugen oft eine starke Eigenaktivität der jungen Fans. Viele Mangafans zeichnen auch selber. Zudem gibt es Begleitaktivitäten wie Mangamessen, Filme oder Cosplay - dabei verkleiden sich die Fans als Mangafigur und legen sehr viel Wert darauf, ihrem Vorbild mit Kostüm, Schminke, Frisur und Accessoire möglichst nahe kommen. «Nicht zu unterschätzen ist die Rolle der japanischen Popmusik», betont Dolle-Weinkauff. Bei der am Freitag beginnenden Connichi gibt zum Beispiel der Sänger, Songwriter und Musikproduzent Fubito Endo zusammen mit der Pianistin Kurumi Fujioka ein «Final Fantasy Konzert».

 

Warum haben Mangas und ihre Conventions einen derartigen Zulauf?

Anfangs sei die Mangakultur für eine Episode gehalten worden, sagt Dolle-Weinkauff. «Aber die Generationen wachsen nach.» Es sei ein Stück Jugendkultur. «Mit Mangas grenzen sich Jugendliche von den Comics der Kinder und der Erwachsenen ab.» Comics wie Donald Duck oder Asterix haben eben schon die Eltern gelesen. Das Jugendkulturphänomen profitiere auch davon, dass westliche Comics für Kinder stehen geblieben seien. Die Messen dazu seien oft dominiert von älteren Fans und damit Teil der Erwachsenenkultur.

 

Was ist derzeit angesagt bei Mangas?

Bis vor einigen Jahren hinkte die deutsche Mangaszene noch etwas der japanischen hinterher, dies ist aber aufgeholt worden. Derzeit besonders angesagt ist laut Forscher Dolle-Weinkauff die Serie «Attack on Titan», eine Art «Game of Thrones». Darin geht es um eine Gruppe von Kindern, die sich mit Riesen auseinandersetzen müssen.

 

Was passiert auf der Mangamesse Connichi?

Geplant ist den Veranstaltern zufolge ein buntes Programm von Cosplay über Mal- und Strick-Workshops und Konzerte bis zum Nudelschlürf-Wettbewerb. Auch Karaoke darf natürlich nicht fehlen. Außer dem deutschen Vorentscheid für das Finale des «European Cosplay Gathering» 2017 auf der Japan Expo in Paris stehen auch ein Zeichen- und ein Gamevideo-Wettbewerb auf dem Plan. Auf einem Marktplatz bieten Händler Bücher, Videos und Kleidung an - vom Kimono bis zum Lolita-Outfit. (DPA)