Im Kampf gegen die hohe Luft-verschmutzung in Stuttgart muss Deutschlands Feinstaub-Hochburg auf die erhoffte Wunderwaffe Moos noch eine Weile verzichten. Die geplante Mooswand am Feinstaub-Hotspot Neckartor nach der Innenstadt könne nicht wie geplant im Oktober aufgebaut werden, wie Ulrich Reuter von der Abteilung Stadtklimatologie der Stadt Stuttgart mitteilte. «Es dauert etwas länger als gedacht.»
Man sei aber optimistisch, dass ein erstes Probestück womöglich im Herbst stehe und die komplette, 100 Meter lange Mooswand im Januar oder Februar.
Verschiedene Studien hatten in den letzten Jahren wissenschaftlich bewiesen, dass Moospflanzungen in der Lage sind, die Belastung mit Luftschadstoffen zu senken. Moose könnten die Feinstaubbelastung durch verschiedene Mechanismen reduzieren, hieß es bei der Universität Stuttgart. Die extrem große Oberfläche der Moose halte den Feinstaub elektrostatisch fest. Ammoniumnitrate etwa, die am Feinstaub einen Anteil von bis zu 50 Prozent haben, werden von den Moosen aufgenommen und in Pflanzenmasse umgewandelt.
Mit der am Stuttgarter Neckartor geplanten Wand soll auch herausgefunden werden, ob diese Fähigkeiten der Moose sich auch unter realen Umgebungsbedingungen zur Verbesserung der Luftqualität nutzen lassen. Mitte Oktober beginnt in Stuttgart die zweite sogenannte Feinstaubalarm-Saison. Vom 15. Oktober an kann dort bei hoher Belastung wieder Alarm ausgelöst werden. Autofahrer werden dann gebeten, auf Busse und Bahnen umzusteigen. Betreiber von Kaminen, die nicht als Heizung nötig sind, sollen diese nicht anzufeuern. Während der ersten Alarmsaison geschah das im Winter 15/16 fünf Mal jeweils für mehrere Tage. (DPA/LSW)