Das Aussehen von Waschmaschine, Herd und Co. löste bislang meist keine Begeisterungsstürme aus. Aber es hat sich etwas getan - die Hersteller legen mehr Wert auf die Optik. Und die Geräte sollen sich stilvoll neben den Küchenmöbeln einreihen. Was die Firmen aktuell auf der Elektronikmesse IFA in Berlin (bis 7. September) präsentieren, sieht - im Vergleich zu früher - richtig gut aus. Es geht vor allem um das Gesamtbild - «die klare Linienführung», erklärt Kirk Mangels von der Arbeitsgemeinschaft Die Moderne Küche.
Dazu gehört, dass Produkte immer häufiger zu einer abgestimmten Design-Serie zusammengefasst werden - wie bei der Serie 8 von Robert Bosch Hausgeräte. Deren Geräte sind einheitlich erkennbar an einem auffälligen silberfarbenen Metallring in der Mitte als Bedienfeld.
Die Teile der iQ700-Serie von Siemens Hausgeräte hingegen haben aufeinander passende Metallblenden, die sich wie eine lange verbindende Linie über nebeneinander eingebaute Geräte zieht. Beide Marken erweitern die Serie laufend um weitere Geräte. Eine neue Serie stellt AEG auf der IFA vor, die Mastery Range. Und Miele präsentierte im Frühling 2016 bereits die neue Küchenserie ArtLine: Die Geräte fügen sich flachbündig in die Küchenzeile ein, die Formsprache ist geradlinig und puristisch. Optisch störende Griffe gibt es nicht.
Geräte-Serien geben einer Küche ein einheitlicheres Aussehen - und beenden das Sammelsurium unterschiedlicher Fronten von Herd, Spülmaschine, Kühlschrank und Mikrowelle. Sogar manche Einbaukaffeemaschine passt sich an. Im Rahmen dieser Design-Entwicklung werden auch schon länger käufliche Geräte optisch überarbeitet: Miele hat seine Waschmaschine W1 und den Trockner T1 aufeinander angepasst, so dass sie als Paar schick aussehen.
Aber es kommt darauf an, wie die Geräte mit den Küchenmöbeln kombiniert werden. Es wird nun in der Entwicklung etwa auf das perfekt abgestimmte Spaltmaß Wert gelegt - «damit es nicht so aussieht, als wäre etwas fehlerhaft eingebaut worden», erklärt Mangels. Wichtig ist ebenfalls, dass Geräte nicht nur nebeneinander gut aussehen, sondern auch übereinander - etwa wenn neben dem rückenfreundlich eingebauten Backofen auf Augenhöhe ein Garofen Platz finden soll. Roland Stehle vom Branchenverband gfu, dem IFA-Veranstalter, spricht hier vom Design «aus einem Guss».
Dann gibt es die Farbe: «Der Begriff Weiße Ware ist überholt», findet Mangels. Vor allem dunkle Optiken, Metallfronten und auch hier und da ein Farbtupfer durchmischen immer stärker das Sortiment der lange komplett weißen Gerätereihen in den Fachmärkten. «Die Geräte entwickeln sich mehr zu Eye-Catchern», sagt auch gfu-Sprecher Stehle. Für Ursula Geismann von Verband der Deutschen Möbelindustrie ist das auch ein Grund, warum immer mehr Solitäre zu sehen sind - etwa die großen freistehenden Kühlschränke im Stil des US-Designs. Sie sind ein Hingucker, der wie eine Raum-Dekoration wirken soll.
Küchengeräte als Hingucker - diese Entwicklung wird sich nach Mangels Ansicht noch weiter fortsetzen, im Rahmen der Veränderung der Architektur hin zu mehr offenen Grundrissen. «Die Küche ist bereits in vielen Gebäuden zum Wohnraum hin geöffnet worden», sagt Mangels. «Es gibt keine ganz verlässlichen Zahlen, aber wir gehen davon aus, dass der Großteil der Neubauten - also weit über 50 Prozent - aktuell so gebaut wird. Und es gibt eine ganz starke Entwicklung bei den Renovierungen zu größeren Öffnungen.
Die Küche wird also mit dem Wohnzimmer verbunden - und die Möbel sollten danach aussehen. Robert Sachon etwa, Chefdesigner von Robert Bosch Hausgeräte, will der Dunstabzugshaube ihren «Werkzeugcharakter» nehmen. Das Modell der Serie 8 hat die Optik eines Flachbildschirms - also eines Unterhaltungsgerätes im Wohnzimmer. Die ebenfalls schwarze und flache Haube der Serie iQ700 von Siemens Hausgeräte wirft sogar farbiges Hintergrundlicht - und sorgt nach dem Kochen etwa für romantische Stimmung. Das kann auch der Geschirrspüler der Serie - bei geöffneter Tür lässt sich das Innenlicht einfärben.
Auch die neue Dunstabzugshaube Puzzle Skylight von AEG beleuchtet die Küche bunt. AEG zufolge wollen viele Menschen diese kleine Lichtquelle abends auch nach dem Kochen noch eingeschaltet lassen. Daher haben die Gerätedesigner bei diesem Abzug nun auch neben der üblichen Leuchte, die auf die Töpfe gerichtet ist, eine zusätzliche zentrale Raumbeleuchtung mit Strahlrichtung nach oben integriert. Wenn das nichts ist für die nächste Küchenparty. (DPA/TMN)