Die Verdienste der deutschen Tarif-beschäftigten sind im zweiten Quartal nicht in den Himmel gewachsen. Einschließlich der Sonderzahlungen lagen die Entgelte um 0,9 Prozent über dem Wert aus dem Vorjahresquartal, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Das sei der schwächste Anstieg seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2011 gewesen. Rechnet man die Sonderzahlungen heraus, betrug der Zuwachs 1,2 Prozent.
Die Flaute ist aber leicht verkraftbar, weil im beobachteten Zeitraum auch die Verbraucherpreise nur um 0,1 Prozent gestiegen sind. Im Schnitt steigen also die Reallöhne in Deutschland weiterhin kräftig. Sie ergeben sich aus der Differenz zwischen Lohnsteigerung und Teuerung. Nach mageren Jahren zu Beginn des Jahrtausends haben die deutschen Reallöhne seit 2010 kontinuierlich zugelegt mit einem kleinen Rückgang von 0,1 Prozent im Jahr 2013.
Für das erste Quartal dieses Jahres hatte das Statistik-Amt eine sehr hohe Reallohnsteigerung eine 2,6 Prozent festgestellt, so dass unter anderem die Bundesbank für dieses Jahr mit einem weiterhin starken Inlandskonsum rechnet. Das liegt nicht an überdurchschnittlichen Lohnzuwächsen, sondern an der immer noch nahe an der Nulllinie verharrenden Inflation. Verbrauchern steht insgesamt mehr Geld zur Verfügung, wenn sie weniger für Güter und Dienstleistungen zahlen, die durch den Ölpreis beeinflusst werden. Nicht zuletzt darauf stützt sich die Wachstumsprognose der Bundesbank von 1,7 Prozent für dieses und 1,4 Prozent für das kommende Jahr.
Ein wichtiger Grund für die eher geringe Steigerung der Tariflöhne im zweiten Quartal 2016 ist zudem der Terminkalender. Die vereinbarten, teils deutlichen Zuwächse in der Metall- und Elektroindustrie, in der Chemie und beim Öffentlichen Dienst haben im beobachteten Zeitraum noch nicht gegriffen, wie das Bundesamt erläuterte. Entsprechend fiel in diesen Bereichen die Entgeltsteigerung gering aus.
Die stärksten Anstiege waren im Handel (+3,3 Prozent), im Gastgewerbe (+2,0 Prozent) sowie bei sonstigen Dienstleistungen (+2,2 Prozent) zu beobachten. In diesen Sparten mit vergleichsweise vielen gering bezahlten Jobs können sich auch immer noch Spätfolgen des zu Jahresbeginn 2015 eingeführten gesetzlichen Mindestlohns zeigen.
In der Industrie stehen die tariflich vereinbarten Lohnerhöhungen im laufenden dritten Quartal an. Bei der Chemie gibt es nach Regionen gestuft ab August 3,0 Prozent mehr, bei Metall- und Elektro bereits ab Juli ein Plus von 2,8 Prozent. (DPA)