Der Fahrradbranche geht es gut: Laut Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) sind die Umsätze mit Rädern und E-Bikes 2015 im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent auf 2,42 Milliarden Euro gestiegen. Das Wachstum locke zahlreiche Neugründer und Start-ups in die Szene: «Es gibt viele Schrauber und Bastler, die sich gut auskennen», sagt ZIV-Sprecher David Eisenberger. «Da entstehen natürlich auch neue Geschäftskonzepte - eine ganze Menge.» Doch nur die wenigsten könnten sich auch dauerhaft am Markt halten.
Genaue Zahlen dazu gebe es nicht, sagt Eisenberger im Vorfeld der Messe Eurobike vom 31. August bis zum 4. September in Friedrichshafen am Bodensee. Er schätze die Zahl der erfolgreichen Neugründer auf etwa fünf Prozent. «Ich würde mal sagen, es ist ein sehr kleiner, einstelliger Bereich, der tatsächlich auch wirtschaftlichen Erfolg hat. Eine Sichtbarkeit nach außen, eine Popularität erreichen nur die allerwenigsten.» Das liege unter anderem daran, dass manchen Gründern Eigenschaften wie unternehmerisches Geschick fehle. «Ein Produkt und tolle Ideen alleine reichen nicht», sagte Eisenberger.
Ähnlich argumentiert der Branchenkenner George Pascal. Gerade auf dem Markt der E-Bikes werde ein Großteil der Neugründungen nicht erfolgreich sein, sagte der Geschäftsführer der Agentur ITMS, der zuvor mehrere Jahre ebenfalls als Geschäftsführer beim E-Bike-Hersteller JD Europe Components arbeitete. «Die meisten verschwinden dann wieder von der Bildfläche oder spielen im Markt effektiv keine Rolle.»
Er gehe davon aus, dass neun von zehn E-Bike-Neueinsteiger scheiterten, sagte Pascal. Einer der Gründe dafür sei, dass Produkte häufig verfrüht auf den Markt gebracht würden. «Und gerade in Deutschland werden Qualitätsmängel bei Produkten in den Preisklassen, in denen sich E-Bikes bewegen, nicht akzeptiert.» Hinzu kämen etwa auch strategische Fehler in der grundlegenden Ausrichtung, «wie sich ein Anbieter im Markt positionieren möchte und welche Vertriebs- und Kommunikationswege er dafür wählt».
Wer aber unternehmerisches Geschick mitbringe, habe durchaus Chancen, sagte ZIV-Sprecher Eisenberger. «Ich denke schon, dass man in der Fahrradbranche auch als Start-up an dem großen Kuchen teilhaben kann. Sie ist dynamisch, sie wächst - Fahrradfahren ist Trend.»
Im vergangenen Jahr verkaufte die Industrie nach Angaben des Verbands 4,35 Millionen Fahrräder und E-Bikes und legte damit um 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu. Der durchschnittliche Verkaufspreis pro Fahrrad und E-Bike habe bei 557 Euro und damit um 5,5 Prozent über dem Vorjahr gelegen. Grund hierfür seien etwa die hochwertige Ausstattung der Fahrzeuge und der erneut gestiegene Anteil an E-Bikes. (DPA)