«Spiegel»: Merkel will K-Frage wohl erst 2017 beantworten

Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU). Foto: Sven Hoppe/Archiv
Angela Merkel (CDU) und Horst Seehofer (CSU). Foto: Sven Hoppe/Archiv

CDU-Chefin Angela Merkel will ihre Entscheidung, bei der Bundestagswahl erneut als Kanzlerkandidatin anzutreten, nach «Spiegel»-Informationen wohl erst im Frühjahr 2017 bekannt geben. Grund dafür sei, dass CSU-Chef Horst Seehofer erst dann entscheiden wolle, ob seine Partei Merkel wieder unterstütze, berichtete das Nachrichtenmagazin unter Berufung auf CDU-Kreise. Die CDU-Spitze reagierte gelassen auf den Bericht. Aus der SPD gab es spöttische Reaktionen über eine angebliche Abhängigkeit Merkels von Seehofer.

 

CDU-Generalsekretär Peter Tauber sagte der Deutschen Presse-Agentur in Berlin: «Die Menschen erwarten, dass wir uns um die Probleme kümmern. Das tun wir. Das Sommerloch ist doch vorbei.»

 

«Der Spiegel» schrieb, für Merkel sei eine Entscheidung Seehofers über eine Unterstützung erst im Frühjahr problematisch, weil sie sich auf dem Essener CDU-Parteitag im Dezember für weitere zwei Jahre zur Vorsitzenden wählen lassen wolle. Dies könne sie gegenüber ihrer Partei aber nur bei einer erneuten Kanzlerkandidatur vertreten.

 

Laut «Spiegel» wird in Merkels Umfeld befürchtet, dass sie bei einer Ankündigung der Kanzlerkandidatur ohne Unterstützung Seehofers politisch Schaden nehmen könnte. Merkel habe bereits in diesem Frühjahr erklären wollen, ob sie noch einmal Kanzlerin werden möchte. Wegen der Flüchtlingskrise und des Streits mit der CSU habe sie dieses Vorhaben zunächst auf den Herbst verschoben. Doch auch dieser anvisierte Termin sei inzwischen überholt.

 

In Unionskreisen hieß es dazu am Samstag, bei der Darstellung der Hintergründe handele es sich um frei erfundene Spekulationen. Bei ihrer Sommerpressekonferenz Ende Juli hatte Merkel gesagt, sie werde sich «zum geeigneten Zeitpunkt» dazu äußern, ob sie erneut antrete. «Heute ist dieser Zeitpunkt nicht.» Mit Spannung wird erwartet, was sie an diesem Sonntagabend im ARD-Sommerinterview zu dem Thema sagt.

 

SPD-Vize Ralf Stegner sagte der dpa: «Die Kandidatur von Angela Merkel hängt offenbar am seidenen Faden der Gnade von Horst Seehofer.» Um den Stolz der CDU «ist es längst geschehen, wenn über die Spitzenkandidatur der Union in München entschieden wird und ein Wahlkampf mit gemeinsamen Inhalten schwer vorstellbar ist». CDU und CSU seien tiefgreifend zerstritten. «Es gibt in der Union keine gemeinsame Linie, keine verlässlichen Absprachen, kein belastbares Vertrauen», sagte Stegner. «Das zeigt auch, dass der Ausgang der Bundestagswahl offener ist denn je.»

 

Die SPD hat auch noch nicht entschieden, wen sie 2017 als Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken will. Geplant ist, Anfang 2017 den Namen des Kandidaten zu nennen und auf einem Parteitag Ende Mai über die Personalie zu entscheiden.

 

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt sagte der dpa in Berlin: «Ich hoffe sehr, dass Frau Merkel ihre Entscheidung nicht von Herrn Seehofer abhängig macht. Und ich hoffe sehr, dass sie frei genug ist, zu entscheiden: will ich das, oder will ich das nicht?»

 

Merkel ist seit 2005 im Amt und damit Europas dienstälteste Regierungschefin. Die 62-Jährige regiert derzeit zum zweiten Mal in einer großen Koalition mit der SPD. Sollte sie erneut antreten, könnte sie Helmut Kohls Rekord-Kanzlerschaft von 16 Jahren einholen. (DPA)