Bombenserie erschüttert Thailands Touristenziele

Terror im Urlaubsparadies: Thailändische Sprengstoffexperten untersuchen den Tatort am Patong Beach auf der Halbinsel Phuket. Foto: Yongyot Pruksarak
Terror im Urlaubsparadies: Thailändische Sprengstoffexperten untersuchen den Tatort am Patong Beach auf der Halbinsel Phuket. Foto: Yongyot Pruksarak

Eine Serie tödlicher Anschläge in Urlauberorten hat Terrorangst in Thailand ausgelöst. Nach offiziellen Angaben wurden mindestens vier Menschen getötet und 35 weitere verletzt, darunter drei Deutsche. Insgesamt detonierten am Donnerstagabend und am Freitag mindestens zehn Sprengsätze in fünf verschiedenen Orten, darunter in Hua Hin und auf der Urlauberinsel Phuket. Im Visier der Attentäter waren hauptsächlich Touristenziele im Süden des Landes. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verurteilte die Anschläge scharf.

 

 

Bei den Toten handelt es sich nach Polizeiangaben um Thailänder. Zudem wurden nach thailändischen Angaben drei Italiener - zwei Frauen und ein Mann -, eine Österreicherin und drei Niederländer verletzt. Unter den deutschen Verletzten ist eine 19-jährige Saarländerin, eine Sprecherin des Innenministeriums bestätigte einen entsprechenden Bericht des Saarländischen Rundfunks. Alle Verletzten werden nach thailändischen Angaben in einem Krankenhaus in Hua Hin behandelt.

 

In einer Ansprache an die Nation rief Ministerpräsident Prayut Chan-o-cha das Volk zur Einigkeit auf. «Thailänder müssen einander helfen, um den Schutz und die Sicherheit der Nation wiederherzustellen», sagte er am späten Abend. «Wir müssen uns zusammentun, um das Böse aus unserer Gesellschaft zu tilgen.»

 

Die thailändische Polizei hält allerdings Terroristen als Urheber der Bombenserie für unwahrscheinlich. Die Anschläge seien vermutlich «das Werk lokaler Elemente», die mit der politischen Situation in Thailand unzufrieden sind, sagte Polizeichef Chakthip Chaijina in Bangkok. Hier gehe es um Sabotage, eine innere Angelegenheit, sagte ein Polizeisprecher.

 

Er sehe eine Verbindung mit dem von der Militärregierung unterstützten Verfassungsreferendum von vergangener Woche, sagte Chakthip. «Man muss nur sehen, wo die Anschläge stattfanden - all diese Provinzen haben dafür gestimmt. Meiner Meinung nach gibt es eine Verbindung zur politischen Entwicklung.» Berichte über Festnahmen wies die Polizei erneut zurück.

 

Kritiker hatten den Befürwortern des Referendums vorgehalten, damit die Macht der Generäle zu zementieren. Vor allem Unterstützer der 2014 gestürzten Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra - die sogenannten Rothemden - waren gegen die neue Verfassung.

 

Zwei Explosionen vor Polizeistationen erschütterten die südliche Provinz Surat Thani am frühen Freitag, ein weiterer Sprengsatz ging nahe dem Patong Beach im Urlauberort Phuket hoch. Eine dritte Bombe traf die Touristenregion in der Provinz Phang Nga, zwei weitere detonierten im Badeort Hua Hin 200 Kilometer südlich von Bangkok. Keine zwölf Stunden davor waren dort bereits die ersten Sprengsätze explodiert. Die Anschläge trügen die gleiche Handschrift, sagte Armeegeneral Danai Kritmethavee. «Wir glauben zu diesem Zeitpunkt, dass es eine koordinierte Attacke war.»

 

Steinmeier sagte, die Attentäter hätten gleichermaßen Einheimische und Touristen getroffen. «Das hat auch uns hier in Deutschland berührt, denn viele Deutsche fühlen sich Thailand eng verbunden. Tausende unserer Landsleute verbringen regelmäßig ihre Urlaubstage dort.» Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte, die deutsche Botschaft stehe mit den verletzten Deutschen in Kontakt. Das Auswärtige Amt und die Botschaft gingen jedem Hinweis auf weitere Verletzte nach. Sie stünden in ständigem Kontakt mit den thailändischen Behörden.

 

Seit einem Putsch im Mai 2014 regiert in dem südostasiatischen Land das Militär. Im Süden des Landes gibt es seit Jahren Widerstand gegen die Regierung in Bangkok. Seit 2004 starben mehr als 6000 Menschen bei Bombenanschlägen und Schießereien. Bei dem bislang schwersten Anschlag starben im August 2015 am Erawan-Schrein in Bangkok 20 Menschen.

 

Die Behörden verschärften die Sicherheitsvorkehrungen an Regierungsgebäuden, Bahnhöfen und Flughäfen. Soldaten bezogen Stellung. An den Airports gilt die höchste Sicherheitsstufe. Eine Sondereinheit übernahm die Ermittlungen.

 

Die Militärjunta ordnete mit Blick auf die Feierlichkeiten zum Geburtstag von Königin Sirikit am Freitag erhöhte Sicherheitsmaßnahmen an. «Wir werden es nicht zulassen, dass Menschen mit üblen Absichten die Situation bestimmen», sagte Sprecher Winthai Suvaree. Der Geburtstag der Königin ist gleichzeitig Muttertag in Thailand - viele nutzen das lange Wochenende für einen Kurzurlaub.

 

Das Auswärtige Amt aktualisierte der Sprecherin zufolge auch die Reise- und Sicherheitshinweise für Thailand und rät Reisenden zu äußerster Vorsicht. Bislang gab das Amt aber keine Reisewarnung für das Land heraus. Das bedeutet: Pauschalurlauber, die ihre geplante Reise stornieren oder umbuchen möchten, sind auf die Kulanz des Veranstalters angewiesen, erklärt der Reiserechtler Paul Degott aus Hannover. Angst und Sorge allein sind kein Grund für eine kostenlose Kündigung. (DPA)