Das Karrierenetzwerk Xing will künftig noch mehr Studenten auf seine Seite locken. «Insgesamt sehen wir in unserem Markt noch große Wachstumspotentiale», sagte Xing-Chef Thomas Vollmoeller der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX. «Insbesondere bei Studenten haben wir noch deutlich Luft nach oben.» Laut dem statistischen Bundesamtes waren im vergangenen Wintersemester fast 2,8 Millionen Studierende an deutschen Hochschulen eingeschrieben.
«Etwa ein Drittel davon ist bereits auf der Plattform», sagte Vollmoeller. «Auch im Top-Management haben wir noch Chancen.
Studenten und Executives sind wichtige Zielgruppen, die wir uns im Moment anschauen.» Im ersten Schritt würden Produkte und Angebote für diese Zielgruppen aufgebaut. «Mit Xing Campus sind wir gerade gestartet und stehen noch am Anfang», sagte er. Bei diesem Portal gibt Xing Studenten Hilfestellung bei der Jobauswahl.
Im zweiten Quartal wuchs die Zahl der zahlenden Kunden zwar schwächer als im ersten, Vollmoeller erklärt das aber mit einem saisonal bedingten Rückgang. «Der Januar ist typischerweise der Monat, in dem Menschen Vorsätze in die Tat umsetzen. Etwa melden sie sich im Fitnessstudio an, registrieren sich bei einer Partnervermittlung, oder sie gehen auf Jobsuche, um ihr Leben zu verändern.»
Zuletzt hatte Xing mehr als 11 Millionen Nutzer in Deutschland, Österreich und der Schweiz - etwa jeder zwölfte zahlt Geld für seine Mitgliedschaft. Dem Karriere-Netzwerk sitzt aber der große US-Rivale LinkedIn im Nacken, der im April vermeldet hatte, die Schwelle von 8 Millionen Nutzern im deutschsprachigen Raum geknackt zu haben; weltweit sind es 433 Millionen.
Konzernweit wuchs der Xing-Umsatz im zweiten Quartal um rund ein Fünftel auf 36,2 Millionen Euro. Der Bereich E-Recruiting, bei dem Xing von Unternehmen auf Personalsuche Geld für Dienstleistungen erhält, war der größte Wachstumstreiber. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um rund 30 Prozent auf 12,4 Millionen Euro und damit stärker als von Experten erwartet. Unterm Strich stieg der Gewinn um mehr als ein Drittel auf 6,4 Millionen Euro.
Künftig kann sich Xing auch vorstellen, Geld mit Nachrichten auf seiner Plattform zu verdienen. «Es gibt verschiedene Modelle, die wir gerade prüfen. Das können beispielsweise redaktionelle Artikel von Firmenkunden in unseren Branchen-Newslettern sein», sagte Xing-Chef Vollmoeller. Das Geldverdienen sei beim Nachrichtenangebot aber zweitrangig. «Wir möchten unseren Kunden weitere Angebote machen. Denn: Aktive Kunden sind bessere Kunden.»
Die Logik dahinter: Je intensiver die Mitglieder Xing nutzen, desto eher werben sie auch ganz nebenbei neue Mitglieder. Gleichzeitig wird Xing dadurch auch als Plattform für Geschäftskunden interessanter, die dort viel über mögliche neue Mitarbeiter erfahren können.
Business-Kontakte sind ein großes Geschäft: Windows-Hersteller Microsoft hat im Juni ein Übernahmeangebot für LinkedIn auf den Tisch gelegt im Umfang von 26,2 Milliarden Dollar (aktuell 23,5 Milliarden Euro). Xing kommt an der Börse auf einen Wert von knapp 1 Milliarde Euro. (DPA)