Die Krankschreibungen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2016 eine Rekordmarke erreicht. In diesem Zeitraum betrug der Krankenstand 4,4 Prozent, wie die gesetzliche Krankenkasse DAK-Gesundheit berichtete. Er lag damit um 0,3 Prozentpunkte höher als im ersten Halbjahr 2015. So hoch lag der Krankenstand zuletzt in den 1990er Jahren; 1995 lag er sogar über fünf Prozent. Hintergrund des Trends sind vor allem mehr Fehltage wegen psychischer Leiden und Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen.
Bei diesen Diagnosen stieg die Zahl der Fehltage um je 13 Prozent.
Der Krankenstand bezeichnet die Zahl der Arbeitnehmer, die in einem bestimmten Zeitraum bei einem Arbeitgeber krankgemeldet sind. Mehr als jeder dritte Berufstätige (37 Prozent) wurde demnach mindestens einmal krankgeschrieben. Im Schnitt dauerte eine Erkrankung 12,3 Tage, im Vorjahreszeitraum waren es 11,7 Tage, so das Ergebnis der aktuellen Analyse der DAK-Gesundheit.
Berufstätige in den östlichen Bundesländern waren den Angaben zufolge mit einem Krankenstand von 5,5 Prozent häufiger und länger krankgeschrieben als im Vorjahreszeitraum (5,0 Prozent). Im Westen sei der Krankenstand mit 4,2 Prozent deutlich niedriger gewesen. Das wirke sich auf die Anzahl der Fehltage aus: Im Osten seien 32 Prozent mehr Ausfalltage dokumentiert worden als im Westen. Auf 100 Versicherte kamen demnach im Osten 1000 Fehltage, im Westen 758 Fehltage.
Insgesamt ließen sich mehr als die Hälfte aller Fehltage auf drei Krankheitsarten zurückführen, so die DAK. An erster Stelle stünden Rückenleiden und andere Muskel-Skelett-Erkrankungen. Jeder fünfte Fehltag wurde damit begründet (22 Prozent). Männer seien etwas häufiger betroffen als Frauen.
Danach folgen Krankheiten des Atmungssystems mit 17 Prozent Anteil am Gesamtkrankenstand. Nach einer starken Erkältungswelle zu Beginn des vergangenen Jahres hatten Husten, Schnupfen und Heiserkeit im ersten Halbjahr 2015 noch einen Anteil von 20,4 Prozent am Krankenstand. 2016 sank denn auch die Zahl der Ausfalltage entsprechend um neun Prozent.
Der Anteil der psychischen Erkrankungen am Krankenstand erhöhte sich auf 16 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2015 waren es 15 Prozent. Frauen fehlten mit Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen fast doppelt so häufig wie Männer. Die Betroffenen fielen besonders lange aus: im Schnitt 35 Tage. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer von psychischen Erkrankungen übertraf somit sogar die von Krebserkrankungen mit durchschnittlich 32 Tagen. (DPA)