Die Vorstandsetagen der Dax-Konzerne werden laut einer Studie immer deutscher. Das dritte Jahr infolge sank der Ausländeranteil in den Führungszirkeln der 30 größten börsennotierten Unternehmen. Dies ergab eine Analyse des Beratungsunternehmens Simon-Kucher & Partners, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach fiel der Ausländeranteil 2016 weiter, nämlich bis zur Jahresmitte auf 27,2 Prozent. «An den Höchstwert von 29,1 Prozent aus 2013 kommen die Dax-Unternehmen auch dieses Jahr nicht heran.
Aber im internationalen Vergleich bleiben sie auf einem hohen Niveau», sagte Studienautor Christoph Lesch.
Noch auffälliger ist die Entwicklung bei den Vorstandsvorsitzenden. «Seit einigen Jahren werden deutsche Unternehmen vermehrt deutschen Konzernlenkern anvertraut», sagte Lesch. Betrug die Ausländerquote bei den Vorstandschefs 2013 noch 28,1 Prozent, so liegt der Wert laut Studie nun bei 16,7 Prozent. Nur fünf Dax-Konzerne haben Ausländer an der Spitze: Deutsche Bank (John Cryan, Großbritannien), Fresenius Medical Care (Rice Powell, USA), Henkel (Hans van Bylen) und RWE (Peter Terium, beide Niederlande) sowie SAP (Bill McDermott, USA).
Jedoch gibt es trotz des Trends in Teilen eine gegenläufige Bewegung: Die Quote der Konzerne, bei denen mindestens die Hälfte der Vorstandsposten mit Ausländern besetzt ist, stieg im Vergleich zum Vorjahr von fünf auf sechs Unternehmen. Auslöser ist die Deutsche Bank, bei der der Ausländeranteil im Vorstand von 44 auf 63 Prozent kletterte.
Beim Frauenanteil hingegen gibt es neue Rekorde zu verzeichnen: 21 Frauen (10,8 Prozent) befinden sich in DAX-Vorständen, fünf mehr als im bisherigen Rekordjahr 2015. Der Frauenanteil habe sich somit seit 2010 mehr als verfünffacht. Dies hänge daran, dass der Frauenanteil unter den neu berufenen Vorständen bei starken 20,7 Prozent liege.
Auch der Anteil der Unternehmen, die eine Frau im Vorstand haben, ist auf Rekordhöhe: 57 Prozent haben weibliche Vorstände, nach 43 Prozent vor einem Jahr. Lesch rechnet voraus: «Wenn der Anstieg sich in den kommenden Jahren so fortsetzt wie in 2016, dann würde die Frauenquote 2023 das aktuelle Niveau ausländischer Vorstandsmitglieder von 27 Prozent erreichen.»
Bemerkenswert ist die Internationalität der Top-Entscheiderinnen: 80 Prozent der neu eingestellten Frauen kommen aus dem Ausland, wohingegen nur knapp 50 Prozent der gesamten Neueinstellungen Ausländer seien. «Hier stellt sich die Frage, ob es den Unternehmen einfacher fällt, im Ausland geeignete Kandidatinnen zu finden oder ob sie mit der Berufung einer ausländischen Frau zwei Quoten auf einmal verbessern wollen», merkte Lesch an.
Dennoch: Unter den ausländischen Vorständen liege die Frauenquote mit 13,2 Prozent nur knapp über dem Gesamtschnitt - und noch weit unter der von der Politik oft geforderten Größe von rund 30 Prozent. (DPA)