Mit gekonnten Handgriffen verschaffen sich die Einbrecher Zugang zum Haus. Doch sie bleiben nicht unbemerkt: Bewegungsmelder registrieren die unwillkommenen Gäste. Sofort gehen die Lichter im Haus an, Kameras starten die Aufzeichnung und sendet eine Nachricht an den Hausbesitzer. Der kann sich auf dem Smartphone direkt das Live-Bild des Einbruchs anschauen und etwa versuchen, die Eindringlinge zu verjagen.
Etwa indem er sie aus der Ferne per Smartphone über einen vernetzten Lautsprecher in der Wohnung anspricht: «Sie werden gerade gefilmt. Die Polizei ist alarmiert. Verlassen sie sofort das Haus.»
Im vernetzten Zuhause ist so ein Szenario längst keine Zukunftsmusik mehr. Videokameras, Bewegungsmelder, Luftqualitätssensoren, Leuchten und viele weitere Geräte lassen sich miteinander vernetzen - auch zur Überwachung der eigenen vier Wände. Es gibt sogar Fenstersensoren, die das Öffnen von Fenstern registrieren, und Luftgütemesser, die den Kohlenstoffdioxidgehalt in der Luft messen. Eine Erhöhung ist übrigens ein sicheres Indiz für Menschen im Raum.
Bei Überwachungssystemen aus vernetzten Smarthome-Modulen muss der Nutzer Regeln festlegen, was passieren soll, wenn bestimmte Sensoren anschlagen. Wird das Licht eingeschaltet? Startet die Kamera mit einer Aufzeichnung? Schickt das System eine Nachricht ans eigene Smartphone oder an das des Nachbarn, wenn man selbst im Urlaub ist? Günther Ohland kennt die ganze Bandbreite der Möglichkeiten. Mit den vernetzten Modulen sei eine effektive Überwachung möglich, sagt der Geschäftsführer der Initiative Smarthome.
Bei der Polizei werden die vernetzten Systeme noch zurückhaltend bewertet. Diese könne ein zusätzlicher Informationskanal zu einer geprüften Einbruchmeldeanlage sein, sagt Kriminaldirektor Andreas Mayer. Der Polizeiexperte steht Smarthome zum Einbruchschutz skeptisch gegenüber. Die Technologie sei gegenüber Hackern nicht vollends sicher, glaubt der Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention des Bundes und der Länder. Auf der anderen Seite handele es sich bei der Mehrheit der Einbrecher um sogenannte primitive Kriminelle. Diese «0815»-Täter würden kaum versuchen, Smarthome-Systeme zu hacken, sagt Mayer.
Dennoch sollten Hausbesitzer auch damit rechnen, es mit technisch versierten Tätern zu tun zu bekommen. Smarthome-Experte Ohland rät daher, bei der Vernetzung möglichst auf Kabel zu setzen. WLAN sei nur ein Behelf: «Mit Störsendern kann der Funk lahmlegt werden.»
Im Idealfall steigen Einbrecher aber gar nicht erst ein, sondern lassen sich schon vorher abschrecken. Ein Beispiel: Der Fenstersensor schlägt an, weil jemand den Rahmen anfasst. Sofort geht im Zimmer dahinter das Licht an und aus Lautsprechern ertönt Hundegebell. «Da nimmt jeder Verbrecher Reißaus», glaubt Ohland.
Andreas Mayer betont: Wer es ernst meint mit dem Einbruchschutz, sollte vor allem in einen soliden mechanischen Grundschutz investieren. Dazu zählen verstärkte Fenster, welche dem RC2-Standard entsprechen sollten. Diese lassen sich nur schwer einwerfen oder aufhebeln. Denn einmal im Objekt drin, handeln Einbrecher oft sehr schnell. «Profi-Banden aus Osteuropa durchwühlen ein Haus in zwei Minuten.» Das heißt: Selbst wenn das Smarthome-System die Einbrecher filmt und den Besitzer alarmiert: Ehe der bei der Polizei angerufen hat und die Beamten vor Ort eintreffen, sind die Täter sind in der Regel längst weg. Immerhin: Die Aufnahmen sind Beweismaterial.
Kameras sind also eine wichtige Komponente bei der Überwachung. Denn sie sorgen für Klarheit, ob wirklich gerade jemand Fremdes im Haus ist. Aber bei Sensoren können durchaus Fehlfunktionen auftreten, erläutert Nico Jurran vom «c't»-Fachmagazin. So könnte es etwa sein, dass ein Bewegungsmelder durch Äste irritiert wird, die sich vor dem Fenster bewegen. Einen Fehlalarm kann man aber mit einem Blick das übertragene Live-Bild erkennen. Es gibt auch schon Kameras, die nach einer Anlernphase Gesichter erkennen können, erklärt Jurran. Sie senden nur dann eine Nachricht auf das Smartphone, wenn Fremde in ihrem Blickfeld auftauchen.
Idealerweise sollten sich die Systeme für bestimmte Zeiten scharfstellen lassen sein, wie eine Zeitschaltuhr, rät Nico Jurran. «Andernfalls lösen die Kameras beispielsweise regelmäßig Alarm aus, wenn die Kinder am Nachmittag von der Schule heimkommen.» (DPA/TMN)