375 Megabit pro Sekunde: Vodafone startet LTE-Turbo in Deutschland

Bei seinem 4.5G-Projekt arbeitet Vodafone mit dem chinesische Netzwerkausrüster Huawei zusammen. Foto: Caroline Seidel
Bei seinem 4.5G-Projekt arbeitet Vodafone mit dem chinesische Netzwerkausrüster Huawei zusammen. Foto: Caroline Seidel

Vodafone hat am Donnerstag die nach eigenen Angaben schnellste Mobilfunk-station Deutschlands in Betrieb genommen. Die Anlage steht nahe dem Flughafen Hannover. Sie erreicht über die Bündelung dreier Datenbänder ein Übertragungstempo von bis zu 375 Megabit pro Sekunde und bildet damit als Standard 4.5G eine Etappe zum Tempo-Zukunfts-standard 5G. Diese fünfte Generation des Mobilfunks wird die bisher aktuelle 4G-Technologie (LTE) ablösen und soll um 2020 kommen.

 

«Wir sind die Ersten in Deutschland, die 4.5G anbieten. Das ist für uns ein riesiger Sprung nach vorne», sagte Vodafone-Deutschland-Chef Hannes Ametsreiter und versprach einen zügigen bundesweiten Ausbau ähnlicher Anlagen. In den nächsten sechs Monaten sollen hierzulande fünf bis zehn Prozent der Vodafone-Nutzer die 4.5-Anlagen theoretisch nutzen können - allerdings wird der LTE-Turbo derzeit nur von beiden Smartphone-Topmodellen von Samsung (S7 und S7-Edge) unterstützt. 4.5-taugliche Endgeräte anderer Hersteller sollen folgen.

 

Bei seinem 4.5G-Projekt arbeitet Vodafone mit dem chinesische Netzwerkausrüster Huawei zusammen. Nach Angaben des Düsseldorfer Telekommunikationskonzerns lässt sich mit der Spitzengeschwindigkeit 375 Megabit pro Sekunde ein Musikalbum von 600 Megabyte in nur 16 Sekunden herunterladen. Die Pokémon-Go-App (60MB) sei in rund einer Sekunde aufgespielt. Das Tempo hängt aber auch an Faktoren wie Empfang oder Nutzeraufkommen. Wenn viele Anwender eine Funkzelle teilen, sinkt die Übertragungsgeschwindigkeit.

 

Die Leistungskraft der Mobilfunkstationen ist unter anderem wichtig angesichts der wachsenden Datenmengen, die über Smartphones getauscht werden. Damit werden auch unterwegs per Handy Trends möglich wie das datenfressende Musik- und HD-Video-Streaming oder Augmented-Reality-Apps, die wie Pokémon-Go Realität und Fiktion vereinen. Zudem gilt 5G als Schlüssel für das vernetzte Autofahren, bei dem Fahrzeuge in Echtzeit untereinander und mit der Umwelt verbunden sind. Auch andere Mobilfunkdienstleister arbeiten an dem Thema. So experimentieren zum Beispiel die Stadt Berlin und die Telekom mit einem 5G-Testfeld. In Japan soll 5G zu den Olympischen Sommerspielen 2020 in Tokio flächendeckend eingeführt werden.

 

Laut Ametsreiter arbeitet auch Vodafone schon seit Jahren an 5G. Es laufe etwa eine Kooperation mit Wissenschaftlern in Dresden, zudem trieben 600 eigene Mitarbeiter den Trend voran. Vieles sei aber noch im Fluss, etwa in der Technik, die 5G einmal zugrunde liegen soll. «Die Standardisierung ist ja noch nicht passiert», sagte Ametsreiter. (DPA)