Mit zwei Jahren hat er angefangen, Spiele zu entwickeln - und seitdem nie aufgehört. Jetzt erhielt der tschechische Autor Vlaada Chvátil eine der begehrtesten Trophäen der Spielebranche. Sein Assoziationsspiel «Codenames» ist «Spiel des Jahres 2016». «Wer gerne mit Sprache jongliert, wird Codenames lieben», sagte der Vorsitzende des Vereins «Spiel des Jahres», Tom Felber, am Montag bei der Preisverleihung in Berlin.
«Ich weiß, dass die Leute das Spiel mögen, und freue mich, dass es auch der Jury gefällt», sagt Chvátil, ein 44-jähriger gelernter Informatiker, von dem bereits etwa 20 Spiele veröffentlicht wurden. «Codenames» sei eine seiner einfachsten Entwicklungen, so der Autor. Dabei geht es um zwei Geheimdienstchefs. Sie wollen ihren Mitgliedern mitteilen, welche Agenten zur eigenen Organisation gehören. Da die Konkurrenz zuhört, suchen sie abwechselnd Assoziationen, um die Codenamen der Spione zu umschreiben.
«Das Spiel übt einen Sog aus, dem man sich kaum entziehen kann», sagt Tom Felber. «Es ist ein ganz wundervolles Spiel, das die Kreativität anregt», ergänzt Jurymitglied Martin Klein. Die beiden und sieben weitere Juroren aus dem deutschsprachigen Raum - allesamt unabhängige Spielekritiker - haben auch in diesem Jahr wieder Hunderte Neuerscheinungen auf dem Spielemarkt sondiert. «In die nähere Auswahl kommen immer etwa 200 bis 300 Spiele, über die wir uns in einem geschlossenen Internetforum austauschen», erklärt Klein.
Seit 2011 kürt die Jury außerdem das Kennerspiel des Jahres für besonders anspruchsvolle Spieler. Ausgezeichnet wurde diesmal «Isle of Skye» aus dem kleinen Verlag Lookout Spiele im niedersächsischen Berne. In dem Spiel wetteifern Häuptlinge der Insel Skye um den Königsthron, indem sie ihr Clan-Gebiet ausbauen. Die Entwicklung der österreichischen Autoren Andreas Pelikan und Alexander Pfister wirke dank schlanker Regeln einfach und sei doch faszinierend herausfordernd, heißt es in der Begründung der Jury. Bereits im Juni wurde zudem «Stone Age Junior» als Kinderspiel des Jahres ausgezeichnet.
«Eine solche Auszeichnung steigert die Spieleverkäufe deutlich», sagt Juror Klein. Liege die Auflage eines Spiels normalerweise bei einigen Tausend Stück, könne die Zahl durch den Titel schnell sechsstellig werden. Positiv läuft es derzeit nicht nur für die Gewinner, sondern für die Branche insgesamt.
Mit 400 Millionen Euro Jahresumsatz und einem Zuwachs von elf Prozent im Jahr 2015 sei die Zeit der Brett- und Kartenspiele alles andere als abgelaufen, sagt Hermann Hutter vom Verein Spieleverlage. «Wir sehen Brettspiele eher im Aufwind.» Hauptgrund seien soziale Aspekte wie Geselligkeit und Gemütlichkeit - sowohl in Familien als auch beim Spieleabend mit Freunden.
Hutter schätzt, dass jedes Jahr rund 1500 neue Brett- und Kartenspiele auf den deutschsprachigen Markt kommen. Deutschland exportiere Spiele, die in andere Sprachen übersetzt würden, greife aber auch Entwicklungen aus dem Ausland auf.
Auch Bernhard Löhlein, Sprecher beim «Spiel des Jahres», sieht in elektronischen Spielen keine direkte Konkurrenz. Die Klientel sei sogar oft die gleiche, nur die Art des Spielens eben sehr verschieden. Computerspiele würden oft allein an Konsolen oder auf dem Handy gespielt. «Es birgt aber auch immer noch eine große Faszination, Mitspielern in einer Spielerunde direkt in die Augen zu schauen», sagt er. (DPA)