Viele hundert Menschen sind am Samstag erneut gegen das Bahnprojekt Stuttgart 21 auf die Straße gegangen. Nach Angaben der Polizei demonstrierten auf dem Stuttgarter Schlossplatz rund 2500 Menschen friedlich gegen das umstrittene Milliardenprojekt. Die Veranstalter der Kundgebung, das Aktionsbündnis gegen das Bahnprojekt und die Parkschützer, zählten sogar 4000 Teilnehmer, die später Richtung Hauptbahnhof zogen. Erwartet hatten sie bis zu 7000 Demonstranten.
Die Kundgebung stand unter dem Motto «Raus aus der Grube - Projekt Zukunft in Stuttgart». Die Gegner wollten damit den Druck gegen das Milliardenprojekt aufrechterhalten. Sie forderten, dass die Arbeiten für den unterirdischen Durchfahrtbahnhof gestoppt werden. Sie setzen stattdessen auf eine Modernisierung des Kopfbahnhofes. Am Freitag hatte das Aktionsbündnis einen Alternativvorschlag dazu präsentiert. Danach soll die bereits ausgehobene Baugrube für den Tiefbahnhof für einen Busbahnhof genutzt werden.
«In der Bürgerbewegung herrscht regelrecht Aufbruchstimmung hin zu einem Umstieg auf ein gutes Verkehrs- und Städtebauprojekt», sagte der Pressesprecher der Parkschützer, Matthias von Herrmann. Nun liege es an Oberbürgermeister Fritz Kuhn und Ministerpräsident Winfried Kretschmann (beide Grüne), sich nicht weiter auf dem «Holzweg» zu verbarrikadieren, sondern den Umstieg auf eine konstruktive Politik zu wagen, meinte von Herrmann.
Die Bahn erteilte den Forderungen erneut eine Absage: «Der Zug für einen Umstieg bei Stuttgart 21 ist längst abgefahren», so der Geschäftsführer der Bahn Projekt Stuttgart-Ulm GmbH, Manfred Leger, in einer Mitteilung. Das Gemeinschaftsprojekt werde wie geplant zu Ende gebaut. Erst diese Woche hatte die Bahn vom Eisenbahn-Bundesamt die Baufreigabe für den ersten Stuttgart-21-Abschnitt am Flughafen erhalten.
Die öffentliche Diskussion über das Großprojekt war zuletzt wieder entbrannt, weil Berichte über weitere Kostensteigerungen über Summen von bis zu 10 Milliarden Euro die Runde machten. Die Deutsche Bahn AG wies dies zurück. Das Unternehmen geht weiterhin von 6,5 Milliarden Euro Gesamtkosten für Stuttgart 21 aus. (DPA/LSW)