China treibt Daimler-Geschäft: Abgas-Risiken bleiben

Ein Kran steht neben der Konzernzentrale der Daimler AG. Foto: Marijan Murat/Archiv
Ein Kran steht neben der Konzernzentrale der Daimler AG. Foto: Marijan Murat/Archiv

Stuttgart (dpa) - Trotz des Diesel-Skandals in der Autobranche läuft das Geschäft bei Daimler rund. Vor allem in China verkaufen sich die Autos der Hauptmarke Mercedes-Benz so gut wie nie. Der Start der neuen E-Klasse kurbelt den Absatz zusätzlich an. Die Marke mit dem Stern lag in den ersten sechs Monaten vor dem Erzrivalen BMW. Erste bereits veröffentlichte Gewinn-Eckdaten zeigen, dass sich das auch im Ergebnis widerspiegelt.

 

Nachdem Daimler im Februar die Erwartungen der Investoren mit einer vorsichtigen Prognose noch gedämpft hatte, wurde die Fantasie einiger Anleger mit den vorläufigen Zahlen wieder angeregt. Zwar ließ der Konzern die Prognose unangetastet, übertraf aber beim operativen Gewinn die Erwartungen der Experten deutlich.

 

Wenn der Autobauer an diesem Donnerstag (21. Juli) seine vollständigen Zahlen für das zweite Quartal vorlegt, wird sich zeigen, wie viel Substanz hinter dem Erfolg steckt. Laut DZ-Bank-Analyst Michael Punzet liegen die vorab bekanntgegebenen Zahlen deutlich über den Schätzungen der Bank. «Allerdings ist es ohne weitere Details, wie beispielsweise Umsatzzahlen, kaum möglich, die Ergebnisqualität einzuschätzen», sagt er.

 

Im zweiten Quartal ist das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern konzernweit um knapp sechs Prozent auf 3,97 Milliarden Euro gewachsen. Im Auto- und im Lastwagengeschäft schrumpfte der Wert zwar leicht, vor allem der operative Gewinn beim Verkauf von Transportern und Vans verdoppelte sich aber fast.

 

Punzet bewertet den nur leichten Rückgang in der Autosparte als Überraschung. Die Analysten der Deutschen Bank vermuten, dass die operative Marge - also der Anteil des Gewinns am Umsatz - bei der Marke Mercedes-Benz bereits jetzt bei etwa zehn Prozent lag. Damit erscheine die Daimler-Prognose von leicht über zehn Prozent im Gesamtjahr realistischer. Im zweiten Halbjahr erhofft sich der Konzern mehr positive Effekte aus dem Verkauf der neuen E-Klasse.

 

Darüber hinaus hat Daimler noch ganz andere Sorgen: mehrere offene Rechtsstreitigkeiten. Die USA haben Aufklärung über eine Abgas-Software bei Mercedes-Benz gefordert. Bei Daimler ermittelt jetzt die interne Revision zusammen mit externen Experten.

 

Verbraucher werfen in Klagen nicht nur Daimler erhöhte Emissionswerte vor, sondern wenden sich in einer Sammelklage auch direkt an Daimler-Chef Dieter Zetsche. In Deutschland hat die Umwelthilfe Unterlassungsklage wegen Verbrauchertäuschung eingereicht (Az.: 34 O 21/16 KFH).

 

Außerdem droht eine saftige Kartellstrafe aus Brüssel wegen Absprachen im Lkw-Markt. Daimler hat in den vorläufigen Zahlen bereits «Aufwendungen im Zusammenhang mit rechtlichen Verfahren» von 400 Millionen Euro angekündigt. Das Geld könnte für die EU-Strafe reserviert sein. (DPA)