Niedrige Hypothekenzinsen und die Unterbringung Hunderttausender Flüchtlinge haben in den ersten fünf Monaten des Jahres den Bauboom in Deutschland beschleunigt. Von Januar bis Mai haben die Behörden 148 400 neue Wohnungen genehmigt, wie das Statistische Bundesamt berichtete. Das waren 30,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und der höchste Stand in den ersten fünf Monaten eines Jahres seit 2000 mit damals 154 700 Wohnungen.
«Das ist ein positives Signal. Wir steuern auf deutlich mehr als 300 000 Genehmigungen in diesem Jahr zu», erklärte Ulrich Ropertz vom Deutschen Mieterbund. Schon 2015 hatte es mit gut 313 000 Genehmigungen ein Langzeithoch gegeben.
Um die Wohnungsnot nachhaltig zu mindern, seien aber über Jahre hinweg jeweils rund 400 000 neue Wohnungen notwendig. «Außerdem passiert beim klassischen Mietwohnungsbau zu wenig», sagte Ropertz. Er forderte die große Koalition und die Länder erneut auf, die angedachten Sonderabschreibungen in Verbindung mit Mietobergrenzen umzusetzen sowie den sozialen Wohnungsbau in Gang zu bringen.
Der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft GdW hatte zuletzt teure Grundstücke, hohe Herstellungskosten und fehlende Förderinstrumente als Haupthindernisse für eine verstärkte Bautätigkeit benannt.
Am stärksten stiegen zu Beginn dieses Jahres die Baugenehmigungen für Wohnungen in Wohnheimen, die sich auf 10 300 mehr als verdreifachten. Zu dieser Kategorie zählen auch Flüchtlingsunterkünfte. Deutliche Zuwächse gab es auch bei Mehrfamilienhäusern (plus 26,5 Prozent), Zweifamilienhäusern (plus 21,6 Prozent) und Einfamilienhäusern (plus 15,8 Prozent). Wegen der niedrigen Zinsen und der vergleichsweise ruhigen Konjunktur zogen aber auch die Genehmigungen für Nichtwohngebäude mit einem Plus von 20,8 Prozent deutlich an.
Angeschoben wird die Baukonjunktur durch das extrem niedrige Zinsniveau: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen im Euroraum quasi abgeschafft, der Leitzins liegt inzwischen bei Null. Baukredite sind so günstig wie seit Jahren nicht, während klassische Sparprodukte kaum noch etwas abwerfen . Anleger flüchten deswegen auch in «Betongold», was die Immobilien-Nachfrage zusätzlich anheizt. (DPA)