Die Zahl der Fahrräder in Deutschland nimmt zu. Nach Angaben des Verbands des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) rollten 2009 rund 69 Millionen Fahrräder auf deutschen Straßen, 2015 sind es 72 Millionen. Einige wollen ihr Fahrrad auch mit auf Reisen nehmen. Für das Auto bieten sich dazu Fahrradträger an: Die gängigen Systeme sind Dachträger, Heckklappen-träger und Kupplungsträger. «Jedes System hat seine Stärken und Schwächen», sagt Günther Kahlert vom Tüv Süd.
Er bevorzugt den Fahrradträger auf der Anhängerkupplung. Dabei wird der Träger auf der Anhängekupplung montiert. «Der ist zwar teuer, aber man kann die Räder bequem auf- und abladen.» Vor allem für schwere Pedelecs und E-Bikes sei dieses System praktisch. Sofern der Träger abklappbar ist, bleibe der Zugang zum Kofferraum möglich. Nachteile: Einparksysteme funktionieren gegebenenfalls nicht mehr, und natürlich muss eine Anhängerkupplung vorhanden sein.
Beim Rückwärtsfahren müssen die Fahrer beachten, dass das Auto länger ist. Bei schweren Pedelecs ändert sich auch das Fahrverhalten. «Das Auto wird hecklastig, was sich wiederum auf das Lenkverhalten auswirken kann», sagt Kahlert. Ist keine Anhängerkupplung vorhanden, ist ein Nachrüsten zwar möglich, kostet aber bis zu 2000 Euro. «Für Autofahrer, die nur selten ihre Räder transportieren, rentiert sich das oftmals nicht», sagt Kahlert. Für sie seien Dachträger, die es schon ab 50 Euro gibt, die preiswertere Wahl.
«Dachträger sind in der Anschaffung günstig, jedoch ist beim Beladen in der Regel hoher Kraftaufwand nötig», sagt Johannes Boos vom ADAC. Kraft kostet es auch das Auto. Denn die Räder stehen voll im Wind, «weshalb ein Fahrradträger auf dem Dach mit zwei Rädern einen Mehrverbrauch von über 40 Prozent verursacht», sagt Boos. Hinten auf der Anhängerkupplung montiert, fällt der zusätzliche Verbrauch geringer aus: Dann seien es 18 Prozent mehr als ohne Beladung.
Doch nicht nur der Trägertyp ist wichtig. «Der Radträger muss geprüft und mit dem Grundträger kompatibel sein», sagt Kahlert. Deshalb raten die Experten, sich vor dem Kauf umfassend von einem Fachhändler beraten zu lassen. «Im Idealfall lässt sich die Montage eines Systems bereits im Laden ausprobieren», sagt Boos. Der Käufer sollte sich vorher darüber im Klaren sein, wie viele Räder er transportieren möchte. Außerdem sollte er das Einzel- und Gesamtgewicht seiner Bikes kennen. Für Pedelecs und E-Bikes scheiden Dachträger oft aus: Mit einem Gewicht zwischen 25 und 35 Kilogramm lassen sie sich nur mühsam aufs Dach wuchten. Durch das hohe Gewicht ändere sich auch das Fahrverhalten, weil sich der Schwerpunkt nach oben verlagert.
Nicht empfehlenswert sind laut Tüv Süd und ADAC Heckklappen-Klemmträger mit Gurtfixierung. Zwar einfach zu beladen und preisgünstig, erfordern sie aber bei der Montage zwei Personen. Außerdem könne die Heckwischerfunktion beeinträchtigt werden und der Zugang zum Kofferraum erschwert sein. Bei einem Heckunfall drohen den Fondpassieren Verletzungen. «Manche Scharniere der Heckklappen sind für eine Dauerbelastung durch den Träger auch nicht ausgelegt», sagt Boos und rät zum Blick in die Bedienungsanleitung des Autos.
Bei neueren Modellen ist die Montage eines Heckklappenträgers häufig gar nicht möglich, wenn die Heckklappe aus Glas besteht und die Spaltmaße zu gering ausfallen. Opel bietet bei einigen Modellen wie Corsa oder Zafira Tourer den Flexfix-Fahrradträger. Der ist im Stoßfänger integriert und wird bei Bedarf ausgezogen. Vorteil: einfache Handhabung, leichtes Be- und Entladen und ein geringer Mehrverbrauch. Nachteil: ein Preis von rund 650 Euro.
Aber egal welcher Träger: Anbauteile wie Lenkradkorb, Luftpumpe, Kindersitz und anderes loses Zubehör entfernt man vor dem Transport. Ein Kabelschloss schützt vor Diebstahl und sichert zusätzlich. Außerdem dürfen die Räder nicht mit Planen abgedeckt werden, da dies die Windlast deutlich erhöhen kann. Der Bedienungsanleitung des Autos, der Montageanleitung und dem Typenschild des Trägers lassen sich wichtige Infos wie das Tempolimit entnehmen. Das liegt meist bei 130 km/h. «Vor Fahrtantritt sollte der Autofahrer den Träger und die Räder auf sicheren Halt überprüfen», sagt Boos. Diese Prüfung sollte erneut nach einer kurzen Fahrstrecke und zusätzlich bei langen Fahrten auch zwischendurch durchgeführt werden. (DPA/TMN)