Der Fahrer eines Tesla-Elektrowagens ist der erste Mensch, der bei einem Unfall in einem vom Computer gesteuerten Auto ums Leben kam. Nach Angaben von Tesla erkannte das Fahrassistenz-System einen Lastwagen-Anhänger nicht, der den Fahrweg kreuzte. Die amerikanische Verkehrsaufsicht NHTSA prüft jetzt, ob der «Autopilot» bei dem Crash korrekt funktionierte. Der «Autopilot» kann Tempo, Abstand und Geschwindigkeit halten, vor Hindernissen bremsen oder ihnen ausweichen sowie automatisch einparken.
Tesla betonte zugleich wiederholt, dass die Software die Elektromobile nicht grundsätzlich zu selbstfahrenden Autos mache und die Fahrer stets den Überblick und ihre Hände am Steuer behalten sollten. Im Internet wurden jedoch viele Videos veröffentlicht, auf denen zu sehen ist, dass etliche Tesla-Fahrer sich nicht an diese Vorgaben halten.
Die Autobranche und Entwickler von Roboterwagen-Technologie wie Google versprechen, dass selbstfahrende Fahrzeuge den Verkehr viel sicherer machen und die Zahl der Todesfälle drastisch senken. Bisher wurde erst ein Unfall bekannt, der von einem per Computer gesteuerten Auto verursacht wurde und dabei blieb es bei einem kleinen Blechschaden.
«Weder «Autopilot», noch der Fahrer erkannten die weiße Seite des Anhängers vor dem Hintergrund eines hellen Himmels und die Bremse wurde nicht betätigt», schrieb Tesla in einem Blogeintrag am späten Donnerstag. Die Limousine «Model S» sei unter den Sattelschlepper-Anhänger gefahren, dabei habe dessen Unterkante die Windschutzscheibe getroffen. Wenn das Fahrzeug frontal oder von hinten auf den Lastwagen aufgeprallt wäre, hätte vermutlich ein Kollisions-Sicherheitssystem des Tesla-Modells schwerere Verletzungen des Fahrers verhindert. Der Unfall ereignete sich bereits Anfang Mai.
Der «Autopilot» greift unter anderem auf Kameras sowie Radar- und Ultraschallsensoren zurück, um die Umwelt zu erfassen. Die Teslas zeichnen während der Fahrt alle möglichen Daten auf und übertragen sie an den Konzern. Diese Informationen werden von Tesla dazu verwendet, die Technik besser zu machen. Fahrassistenz-Systeme mit einem ähnlichen Funktionsumfang werden auch von anderen Autoherstellern angeboten.
Tesla betonte zugleich, das «Autopilot»-System sei eine neue Technologie in der sogenannten Beta-Phase, die standardmäßig abgestellt sei und erst bewusst aktiviert werden müsse. Fahrer würden beim Einsatz des Programms ausdrücklich aufgefordert, die Hände niemals vom Steuer zu nehmen und die Kontrolle und Verantwortung über das Fahrzeug zu behalten.
««Autopilot» wird die ganze Zeit besser, aber es ist nicht perfekt und erfordert vom Fahrer, wachsam zu sein», schrieb Tesla auch jetzt in dem Blogeintrag. Der verunglückte Fahrer hatte zuvor selbst Videos von seinen «Autopilot»-Fahrten ins Netz gestellt. Auf einem war zu sehen, wie das System einem Lastwagen auswich, der überraschend vor dem Tesla die Spur wechselte, und so eine wahrscheinliche Kollision vermied.
Zugleich gab es auch viele Internet-Videos zu sehen, in denen Fahrer sich bei eingeschaltetem «Autopilot»-System mit anderen Sachen beschäftigten. Einer kletterte sogar auf den Rücksitz und filmte den leeren Fahrersitz während einer Autobahn-Fahrt von dort. Um so etwas zu vermeiden, kontrolliert das System regelmäßig, ob der Fahrer die Hände am steuert hat. Wenn nicht, ertönen akustische Alarmsignale und das Auto bremst ab.
Laut NHTSA betrifft die vorläufige Untersuchung etwa 25 000 Tesla «Model S» des Modelljahres 2015. Das Unternehmen des Tech-Milliardärs Elon Musk betonte, seine Wagen seien bereits über 130 Millionen Meilen (rund 210 Mio Kilometer) mit eingeschalteter «Autopilot»-Funktion gefahren.
Im regulären US-Straßenverkehr gebe es einen Todesfall pro 94 Millionen gefahrene Meilen. Die NHTSA prüfe nur, ob der «Autopilot» wie zu erwarten gewesen sei funktioniert habe, erklärte Tesla. Die Aktie des Autobauers gab nachbörslich dennoch um fast drei Prozent nach.
Bei Google gab es in diesem Jahr ebenfalls den ersten Unfall mit einem selbstfahrenden Auto, das zu dieser Zeit vom Computer gesteuert wurde. Einer der Wagen kam in der Google-Heimatstadt Mountain View bei niedriger Geschwindigkeit einem Bus in die Quere, es gab nur einen kleineren Blechschaden an einem Kotflügel des umgebauten Geländewagens. (DPA)