Das mysteriöse Zika-Virus lässt sich bei Neugeborenen nicht allein durch Schädel-fehlbildungen (Mikrozephalie) erkennen. Das ist das Ergebnis einer Auswertung von brasilianischen Wissenschaftlern, die im Fachmagazin «The Lancet» veröffentlicht worden ist. Sie beruht auf der Analyse der erfassten Mikrozephalie-Verdachtsfälle in Brasilien. So gab es bei einem Fünftel der Fälle von möglicher Mikrozephalie und einer Zika-Infektion der Mutter bei den Babys einen Kopfumfang, der eher normalen Werten entsprach.
Von Mikrozephalie gehen Experten bei einem Kopfumfang von 32 und weniger Zentimetern aus.
Babys, die sich im Mutterleib mit Zika angesteckt haben, können mit einem viel zu kleinen Schädel auf die Welt kommen. Geistige Behinderungen sind oft die Folge. Zika ist schon in 61 Ländern aufgetaucht, Brasilien ist von dem Ausbruch am stärksten betroffen. Das Virus wird vor allem von bestimmten Stechmücken übertragen.
Die «Fokussierung auf ein Mikrozephalie-Screening» sei nicht ausreichend, betonte Hauptautor Cesar Victora von der Universität Federal de Pelotas in Brasilien. Zudem stellten die Forscher fest, dass bei einer Infektion der Schwangeren erst rund um die 30. Woche zwar die Kinder mit einem normalen Kopfumfang auf die Welt kommen können, aber dennoch schwere Hirnschäden haben. «Dieser Befund erhöht die Möglichkeit, dass bei Neugeborenen das Zika-Virus in erster Linie zu schweren Hirnschäden führen kann», so die Autoren, die für die Studie insgesamt 1501 Mikrozephalie-Verdachtsfälle untersuchten.
Das bedeutet letztlich, dass der starke Fokus auf das Messen des Kopfumfangs von Babys, deren Mütter während der Schwangerschaft sich mit Zika angesteckt haben, zu kurz greifen würde - da auch bei normalem Unfang scheinbar schwere Hirnschäden auftreten können.
Schon länger gibt es die Theorie, dass das Virus nicht nur bei Babys neurologische Schäden anrichten kann. Bei Männern war eine Häufung des Guillain-Barré-Syndroms beobachtet worden; die Lähmungskrankheit kann zum Tod führen.
Zuletzt war die Zahl der Zika-Infektionen in Brasilien - auch wegen einer wetterbedingt geringeren Aktivität der Moskitos - stark zurückgegangen. Die Regierung betont, für Athleten und Touristen, die zu den Olympischen Spielen nach Rio de Janeiro reisen, sei das Infektionsrisiko beherrschbar. (DPA)