Ein Platz blieb frei bei der Haupt-versammlung der Porsche SE (PSE). Gleich hinter dem Rednerpult in der Reihe der Aufsichtsräte des Volkswagen-Haupt-aktionärs hätte eigentlich der frühere VW-Patriarch Ferdinand Piëch sitzen sollen. Es wäre der erste größere öffentliche Auftritt gewesen für den 79-Jährigen nach seinem Rückzug aus dem VW-Aufsichtsrat im April 2015 - und seit dem Beginn des Abgas-Skandals sowieso. Doch er kam nicht.
Sein Cousin Wolfgang Porsche entschuldigte ihn wegen eines «unvorhergesehenen Terminkonflikts». Gelächter im Saal. Aktionäre warfen die Frage auf, ob Piëch denn keine Lust habe, sich über Stunden von Aktionären der VW-Mutter anschreien zu lassen.
«Traut sich Ferdinand Piëch nicht mehr nach Stuttgart?», fragte Kleinaktionär Matthias Gaebler. Dessen Abwesenheit sei eine «Unverschämtheit». Offenbar setze sich Piëch nicht mehr für die Interessen der PSE ein, also möge er doch bitte zurücktreten und den Platz freimachen für einen Nachfolger.
Die Hauptversammlung der Porsche SE war - wie schon der Termin beim Kerninvestment Volkswagen - wieder eine Bühne für Redner, die auch auf anderen Hauptversammlungen für Trubel sorgen. Bei der PSE dürfen sie allerdings noch nicht einmal mitstimmen bei den Entscheidungen über die Geschicke des Unternehmens, weil die Aktien mit Stimmrecht in den Händen des Autoclans Porsche/Piëch liegen.
Bei der Veranstaltung vor knapp 5000 Menschen gaben sich die VW-Chefs demonstrativ gelassen. Noch am Tag zuvor hatte Volkswagen wegen des Diesel-Skandals ein US-Entschädigungspaket von sage und schreibe 14,7 Milliarden US-Dollar (13,3 Mrd Euro) bekanntgegeben. Am Dienstag traten VW-Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch und der VW-Vorstandsvorsitzende Matthias Müller wieder vor großem Publikum auf - in ihren Vorstandsfunktionen bei der VW-Dachgesellschaft Porsche SE kamen sie nach Stuttgart.
Nüchtern und unaufgeregt stellte Pötsch auf der Hauptversammlung der PSE das US-Paket vor. Das Signal war klar: VW könne die Kosten gut stemmen, das sei ein richtiger Schritt.
Etliche Aktionäre hatten daran Zweifel, sie sorgten sich angesichts der immensen Höhe des US-Entschädigungspakets um die Zukunft der Firma. Denn klar ist: Verlöre VW den Anschluss an der Spitze der Autoindustrie, träfe dies auch die PSE hart - sie hat keine anderen nennenswerten Unternehmensbeteiligungen.
Auch wenn der Name Porsche SE anderes vermuten lässt: Die Firma besteht letztlich nur aus dem VW-Konzern, an dem sie 52,2 Prozent der Stimmrechte hält. Der Sport- und Geländewagenbauer Porsche AG wiederum ist eine reine VW-Tochter ohne direkte Verbindung zur Holding PSE.
Rein personell sind beide Unternehmen - PSE und VW - eng miteinander verflochten. Pötsch führt den PSE-Vorstand und den VW-Aufsichtsrat, Müller ist PSE-Vorstandsmitglied und VW-Vorstandschef. Auch der VW-Chefjurist Manfred Döss sitzt in Stuttgart im Vorstand. Und PSE-Chefaufseher Wolfgang Porsche ist auch im VW-Aufsichtsrat. Das alles sei ein «Gekungel», meinte die Kleinaktionärin Martina Schütz.
Auf absehbare Zeit dürfte sich allerdings nichts an der engen Verbindung der beiden Unternehmen ändern. «Wir glauben an die Stärke unserer wichtigsten Beteiligung sowie eine positive Entwicklung des Aktienkurses», sagte PSE-Vorstandschef Pötsch.
Auch Sprecher der Familien haben sich immer wieder zu VW bekannt. Traditionell rücken jüngere Mitglieder nach und nach in die Aufsichtsräte im VW-Imperium auf. Ganz vorn, in der ersten Reihe des Publikums in der Stuttgarter Porsche-Arena, saßen bereits die nächsten Generationen. (DPA)