Immer mehr Menschen in Deutschland können sich ein Leben ohne Internet nicht mehr vorstellen. Dabei sei «ein ausgeprägter Internet-Optimismus und -Pragmatismus» erkennbar, teilte das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) zur Vorstellung einer neuen Studie mit. Denn demnach sieht mit 72 Prozent die große Mehrheit der Bevölkerung wesentlich mehr Chancen als Gefahren im Netz, zugleich bezweifeln aber 68 Prozent der Befragten, dass Datensicherheit überhaupt möglich ist.
«Es hat sich eine realistische, aber auch sehr pragmatische Grundhaltung in Sicherheitsfragen etabliert, teils gleichgültig, teils resigniert», sagte DIVSI-Direktor Matthias Kammer.
Den Menschen sei es bewusst, dass es in puncto Sicherheit und Datenschutz keine einfachen Lösungen gebe, hieße es. Dies werde noch untermauert von der Tatsache, dass die Nutzer bei der Frage nach der Verantwortung für Sicherheit und Datenschutz gleichermaßen auf sich selbst (82 Prozent), den Staat (70 Prozent) sowie Unternehmen (88 Prozent) verweisen. 64 Prozent der Befragten gaben an, dass man sich an einen freieren Umgang mit Daten gewöhnen muss, auch wenn sie ihre persönlichen Daten davon gerne ausgenommen sehen würden.
«Der digitale Wandel vollzieht sich bei weitem nicht nur technisch, sondern unsere Gesellschaft hat sich im Hinblick auf ihre Grundhaltungen zum Internet in nur vier Jahren massiv verändert», sagte Kammer. Waren etwa 2012 zur ersten Erhebung des Vereins noch 38 Prozent der Befragten täglich online, seien es vier Jahre später bereits 58 Prozent. Allein der Anteil der Besitzer von internetfähigen Smartphones hat sich in Deutschland demnach seit 2013 vervierfacht und ist von 16 Prozent auf 68 Prozent gestiegen.
Dennoch seien heute noch immer 16 Prozent der Menschen in Deutschland offline, viel davon im fortgeschrittenen Alter. Aber auch die aktiven Nutzer fühlten sich häufig überfordert. «Nicht wenigen macht es Angst, dass immer mehr Bereiche des Alltags dem digitalen Wandel unterworfen werden», sagte Silke Borgstedt, Direktorin beim Sinus-Institut, das die Studie durchgeführt hat. Demnach wollen mehr als zwei Drittel an dem teilhaben, was im Internet geschieht, zugleich schätzt sich ein Drittel jedoch als wenig kompetent dafür ein.
Besonders ältere oder weniger gebildete Menschen mit geringerem Einkommen müssen nach Einschätzung des DIVSI beim digitalen Wandel mitgenommen werden, «damit dieser nicht zu einer gesellschaftlichen Spaltung führt». Die Studie zeige, wie zentral das Internet für die Gesellschaft geworden ist. Ohne digitale Teilhabe sei eine soziale Teilhabe kaum noch möglich, sagte Kammer. (DPA/TMN)