Für die unter der Milchpreiskrise leidenden Landwirte legt das Land ein Paket für besseres Marketing für regionale Produkte auf. «Wir sollten die Verbraucher stärker sensibilisieren, regional und saisonal einzukaufen», sagte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU) am Dienstag. Er will den Bauern mit einem Wettbewerb für beispielhafte Direktvermarktung helfen und fordert größere Steuerflexibilität für Landwirte in Krisenzeiten. Bei den Bauern löst er damit aber wenig Begeisterung aus.
Die Bauern im Südwesten leiden unter niedrigen Erzeugerpreisen. Staatliche Intervention lehnt Hauk ab. Während er für die leichte Preiserholung am Schweinefleischmarkt auf gut 1,50 Euro pro Kilo die Grillsaison und eine gesteigerte Nachfrage aus China verantwortlich macht, ist eine Preissteigerung am Milchmarkt demnach nicht abzusehen. Die Trendwende lasse sich auch nicht übertragen. «Fleisch ist nicht gleich Milch, das kann man nicht vergleichen», sagte Hauk.
Der Milchpreis hat einen Sinkflug hinter sich. 2014 bekam ein Südwest-Landwirt pro Kilogramm Milch noch rund 39 Cent, derzeit sind es nur noch etwa 27 Cent. Damit die Landwirte kostendeckend wirtschaften können, benötigen sie nach eigener Darstellung mindestens 35 Cent.
Um den Milchbauern zu helfen, legt Hauk einen Maßnahmenplan vor, der insbesondere auf besseres Marketing für regionale Milchprodukte abzielt. Doch die Milchbauern knüpfen kaum Hoffnung daran. Der Landesvorsitzende des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter, Karl-Eugen Kühnle, hält Hauks Idee für «eine gut gemeinte Initiative», wie er der «Schwäbischen Zeitung» (Mittwoch) sagte. An einen messbaren Erfolg - mehr Geld für Landwirte - glaube er allerdings nicht.
Der Landesbauernverband lobt hingegen Hauks Ideen, zum Beispiel einen Wettbewerb zur Förderung der Direktvermarktung von Milch. Man erwarte dadurch eine Erhöhung der regionalen Wertschöpfung, wie der stellvertretende Hauptgeschäftsführer, Horst Wenk, sagte.
Der agrarpolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Friedrich Bullinger, sieht in Hauks Marketing-Plan einen richtigen Schritt, forderte Hauk aber auf, die Bundes-CDU zur Änderung des Genossenschaftsgesetzes aufzufordern. Die meisten Molkereien sind genossenschaftlich organisiert. «Unsere Milchbauern brauchen ebenso wie die Molkereien mehr Flexibilität und Wettbewerb in ihren Lieferbeziehungen.»
Das Land könne zur Lösung der europaweiten Milchpreiskrise nicht allzu viel beitragen, räumte Hauk ein. Dennoch will er Bauern und Großhandel für Gespräche über den Milchpreis an einen Tisch holen. «Noch vor der Sommerpause wollen wir einen Arbeitskreis mit Vertretern der Bauernverbände und Molkereien einrichten», kündigte Hauk an. Auch mit den Einzelhandels-Riesen, die im Südwesten beheimatet sind, will der Minister in Dialog treten.
Er will die Verbraucher auf regionale Produkte aufmerksam machen - etwa mit einem landesweiten Wettbewerb für Direktvermarktung von Milchprodukten. Der Sieger soll 5000 Euro erhalten. Die gezielte Förderung positiver Ansätze und die Abkehr vom «Gießkannenprinzip» bei der Agrarförderung begrüßt der Naturschutzbund Baden-Württemberg (Nabu). Das müsse bei der Reform der europäischen Agrarförderung umgesetzt werden, sagte Jochen Goedecke, Nabu-Landwirtschaftsreferent. (DPA/LSW)