Trotz hochkarätiger Chancen ist EM-Rekordmann Cristiano Ronaldo mit seinen Portugiesen auch an Österreich verzweifelt und muss um den Einzug ins Achtelfinale bangen. Beim 0:0 schoss der Superstar auch noch einen Foulelfmeter (79. Minute) an den Pfosten und wurde bei seinem 16. EM-Spiel am Samstagabend im Pariser Prinzenpark zur tragischen Figur. Sechs Minuten vor Schluss wurde ein Kopfball-Treffer Ronaldos zurecht wegen Abseits aberkannt.
«Es ist schwer zu erklären, was hier passiert ist. Wir müssen einfach den Ball über die Linie bringen. Wir müssen weiter machen und den Kopf frei bekommen», sagte Ronaldos Angriffspartner Nani.
Mit nur zwei Zählern steht Portugal vor dem Gruppenfinale gegen den Überraschungsspitzenreiter Ungarn (4 Punkte) am Mittwoch gehörig unter Druck. Nur ein Sieg garantiert den Einzug in die K.o.-Runde. Österreich blieb auch im fünften Spiel seiner EM-Geschichte ohne Erfolg und braucht bei nur einem Zähler zum Abschluss gegen Island (2 Punkte) unbedingt einen Premierensieg.
«Wir sind sehr, sehr froh, dass wir noch im Rennen sind. Jetzt wollen wir uns auf Island konzentrieren und gewinnen», sagte David Alaba. «Man hat gesehen, dass wir Punkte mitnehmen wollen.» Julian Baumgartlinger merkte an: «Nur so geht es. Es war harte Arbeit.
Ronaldo zog mit Lilian Thuram und Edwin van der Saar als Rekordspieler des Kontinentalturniers gleich. Sein siebtes EM-Tor wollte aber einfach nicht gelingen, womit auch der Rekord, bei vier verschiedenmen Turnieren getroffen zu haben, nicht fiel.
Der von Ronaldo (128. Länderspiel) als nationaler Rekordnationalspieler an diesem Abend abgelöste Luis Figo fieberte im petrolblauen Sakko über dem roten Portugal-Trikot im Prinzenpark mit. Der Ex-Star musste einmal tief durchatmen, als Martin Harnik (3.) freistehend einen Kopfball nicht platzieren konnten. Dann sah Figo einen deutlich verbesserten Auftritt seiner Landsmänner im Vergleich zum Auftakt-Patzer beim 1:1 gegen Island - nur ein Tor fiel eben nicht.
Österreich konzentrierte sich nach dem ebenfalls missglückten Start beim 0:2 gegen Ungarn auf die Defensive. Schon nach zwölf Minuten musste der überragende Torwart Robert Almer gegen den freistehenden Nani mit dem Fuß parieren. Die Grätsche von Sebastian Prödl war zuvor ins Leere gegangen. Es stimmte noch nicht in der Austria-Defensive. Martin Hinteregger brachte den Ex-Düsseldorfer Almer mit einem Rückpass in die Bredouille, der Torwart knallte den Ball aus wenigen Metern an den Rücken seines Verteidigers.
Österreich stand insgesamt sehr tief. Bayern Münchens David Alaba agierte als Zehner aber ungewohnt weit vorne. Torgefahr gab es aber deutlich häufiger vor dem Austria-Gehäuse. Ronaldo zog einen Schuss nach Vorarbeit des Neu-Dortmunders Raphael Guerreiro aus elf Metern knapp vorbei (22.). Nani köpfte wuchtig an den Pfosten (29.). Gefährlich wurde es für Portugal bei einer scharfen Freistoß-Flanke von Alaba (41.), die der Wolfsburger Vierinha noch klären konnte.
Leipzigs Marcel Sabitzer prüfte wenige Sekunden nach dem Seitenwechsel Portugals Torwart Rui Patricio mit einem Distanzschuss. Doch dann waren wieder Ronaldo und Co. im Vorwärtsdrang. Ronaldo (55.) knallte auf's Tor, doch Almer streckte sich erfolgreich. Und auch nach der folgenden Ecke war der Schlussmann bei einem Kopfball von Ronaldo aufmerksam.
Zehn Minuten später strich ein Freistoß des Superstars knapp über das Tor. Alaba war kurz zuvor überraschend für den Schalker Alessandro Schöpf ausgewechselt worden. «Ich weiß nicht, warum er mich rausgenommen hat», sagte Alaba.
Die größte Chance zum Siegtreffer bot sich Ronaldo, als ihn Hinteregger im Strafraum zu Boden gerissen hatte. Den Strafstoß setzte er aber an den von ihm aus linken Pfosten. Den Rekordabend wird Ronaldo nicht in guter Erinnerung behalten. (DPA)