Peinliche Probleme statt freie Fahrt: Der erst am Samstag feierlich eröffnete Schriesheimer Branichtunnel (Rhein-Neckar-Kreis) bleibt auf absehbare Zeit geschlossen. Das derzeit größte vom Land finanzierte Bauprojekt für den Verkehr könne aufgrund technischer Probleme noch nicht freigeben werden, bestätigte die Sprecherin des Rhein-Neckar-Kreises am Sonntag einen Bericht des «Mannheimer Morgen». «Da müssen in der Computertechnik einige Details nachjustiert werden, die Verkehrssicherheit geht ja vor», sagte sie.
Ursprünglich sollte der Tunnel am Sonntagmittag für die Benutzung freigegeben werden, doch daraus wurde nichts.
Am Sonntagmorgen habe sich ein Vertreter des Regierungspräsidiums mit dem Bürgermeister vor Ort beraten, auch mit dem Landrat habe man sich verständigt, sagte die Sprecherin. Nach Angaben des Verkehrsministerium in Stuttgart wird diesen Montag entschieden, wann der Tunnel für den Verkehr freigegeben werden soll. Bis zu dieser Eröffnung werde der Verkehr, wie bisher auch, durch den Ort geführt.
Den Angaben zufolge funktioniert in dem Tunnel die Sicherheitstechnik noch nicht einwandfrei. So müsste es automatisch einen Alarm in der Leitzentrale geben, wenn in dem Tunnel Fluchttüren geöffnet werden. Hier gebe es aber noch Mängel. Aufgrund der strenger gewordenen Sicherheitsvorschriften komme es bei großen Bauwerken immer wieder vor, dass nach der Eröffnung nachgebessert werden müsse. Sicherheit habe für die Behörden Priorität.
Der Tunnel ist Teil der 3,3 Kilometer umfassenden Ortsumfahrung, die Schriesheim vom Pendlerverkehr zwischen Odenwald und Rheinebene entlasten soll. Nach sieben Jahren Bauzeit hatte Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) den Branichtunnel am Samstag feierlich eröffnet. Finanziell gesehen sei das Projekt «ein echter Kraftakt für das Land und die Straßenbauverwaltung» gewesen, sagte Hermann. Die Kosten für das Bauprojekt liegen nach Angaben des Ministeriums bei 92 Millionen Euro. «Das ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität», sagte Hermann. Nutzen sollen den Tunnel vor allem Pendler zwischen Odenwald und Rheinebene.
Das Bauwerk unter der Erde steht exemplarisch für die hohen Sicherheitsstandards, die mittlerweile in Tunneln gelten. Unter dem Eindruck schwerer Brandunfälle wie etwa im französischen Montblanc-Tunnel 1999 oder im Schweizer Gotthardtunnel 2001 haben die Europäische Union, ihre Mitgliedsländer und die Betreiber seit 2004 viel Geld investiert. Allein die Kosten für zwei Rettungsstollen liegen im Branichtunnel laut Verkehrsministerium bei etwa 10 Millionen Euro. Die Stollen sind 1150 und 112 Meter lang und sollen bei einem Brand eine sichere Flucht ermöglichen. (DPA/LSW)