Expertenberich zur Bildung: Integration zahlt sich aus

Das Buch "Deutsch im Alltag" für Flüchtlinge auf einer Schulbank. Foto: Hendrik Schmidt/Archiv
Das Buch "Deutsch im Alltag" für Flüchtlinge auf einer Schulbank. Foto: Hendrik Schmidt/Archiv

Die Eingliederung von Asylsuchenden ins deutsche Bildungssystem wird sich aus Expertensicht in zehn oder 20 Jahren wirtschaftlich auszahlen - bei sinnvollen Weichenstellungen dann aber nachhaltig. Die «Rückzahlung» hoher Bildungsinvestitionen für junge Flüchtlinge zeichne sich mittelfristig ab «in direkten Beiträgen zur Wertschöpfung ebenso wie in der Vermeidung von Sozialkosten», heißt es in dem am Donnerstag vorgestellten Bericht «Bildung in Deutschland 2016».

 

 

Daher sei es jetzt so enorm wichtig, die Herausforderungen der Flüchtlingskrise zu meistern, betont der Report unter Federführung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (DIPF). «Die Lage ist dadurch gekennzeichnet, dass gegenwärtig rund 30 Prozent der gestellten Asyl-Erstanträge auf Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren entfallen und jeweils rund 25 Prozent auf 18- bis 24-Jährige sowie Erwachsene zwischen 25 und 34 Jahren.»

 

Allein für den Flüchtlingsandrang 2015 sollten 33 000 bis 44 000 Lehrer und Erzieher neu eingestellt werden. Sprachliche Bildung von Asylsuchenden und Flüchtlingen «bleibt für die nächsten Jahre (...) eine ebenso vordringliche wie kontinuierliche Aufgabe und erfordert in allen Bereichen verstärkte Anstrengungen sowie zusätzliche personelle Ressourcen», so die Autoren. Die Bildungsinvestitionen für die Flüchtlinge werden auf zusätzlich 2,2 bis 3 Milliarden Euro jährlich beziffert.

 

Der «Bildungsbericht» von Bund und Ländern stellt grundsätzlich fest, dass jüngere Menschen ausländischer Herkunft in Deutschland im Zehnjahresvergleich zwar verbesserte Rahmenbedingungen vorfinden - gleichwohl bleiben «ausgeprägte» Unterschiede. «Die letzten zehn Jahre Migration im deutschen Bildungswesen lassen sich als eine Geschichte von Licht und Schatten, von Fortschritten in der Bildungsbeteiligung und den Bildungsergebnissen, aber auch von weiter bestehenden Bildungsungleichheiten bilanzieren», heißt es.

 

So habe es im Jahrzehnt seit dem ersten «Bildungsbericht 2006» eine Angleichung vor allem im Kindergartenalter gegeben. «Stärkere Ungleichheiten in der Bildungsbeteiligung haben sich im Schulbereich erhalten», lautet ein Fazit. Insbesondere an Gymnasien seien Kinder aus Migrantenfamilien unterrepräsentiert. «Auch beim Übergang in eine vollqualifizierende berufliche Ausbildung zeigen sich eklatante Unterschiede zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen», heißt es weiter. Deren Beteiligung an Hochschulbildung sei in Deutschland ebenfalls unterdurchschnittlich.

 

DIPF-Bildungsforscher Prof. Kai Maaz fasste zusammen: «Soziale Herkunft, Migrationshintergrund und zunehmend auch regionale Rahmenbedingungen üben einen starken Einfluss auf den Bildungserfolg aus.» Ausländische Jugendliche verließen mehr als doppelt so häufig die Schule ohne Hauptschulabschluss und erreichten dreimal seltener die Hochschulreife. «Diese Problematik dürfte sich im Zuge der neuen Zuwanderung intensivieren», meinen die DIPF-Autoren. (DPA)