Mit Chinas Landeswährung geht es immer weiter bergab: Der Kurs des Yuan fiel am Mittwoch im Vergleich zum US-Dollar auf den niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Am frühen Morgen wurden an der Börse in Shanghai für einen US-Dollar in der Spitze 6,6047 Yuan gezahlt - so viel wie zuletzt im Januar 2011. Nach einer leichten Erholung zum Jahresbeginn hat der Yuan damit seit dem vergangenen Sommer mehr als fünf Prozent zum Dollar verloren.
Den anhaltenden Abwärtstrend begründeten Experten mit der weiterhin durchwachsenen Lage der chinesischen Wirtschaft.
«Die Wirtschaftsdaten haben sich in den vergangenen Monaten nicht wirklich gebessert, weshalb die Skepsis gegenüber dem Yuan nun wieder zunimmt», sagte der Pekinger Ökonom Hu Xingdou der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte bereits der Internationale Währungsfonds (IWF) ein trübes Bild gezeichnet: Sollte China die ausufernden Schulden seiner Unternehmen nicht schnell in den Griff bekommen, würde das Land auf «ernsthafte Probleme» zusteuern. Das Tempo der Reformen müsste dringend beschleunigt werden.
Wegen der schwächeren wirtschaftlichen Entwicklung in China sind viele Investoren schon seit Monaten pessimistisch gegenüber dem Yuan eingestellt. Sie wetten auf einen weiteren Verfall der Währung.
Der US-Hedgefonds Kyle Bass prognostizierte etwa Anfang des Jahres, dass Chinas Währung in den kommenden drei Jahren um 40 Prozent einbrechen werde. Ähnliche Töne schlug Investoren-Legende George Soros an, der eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft «unausweichlich» nannte.
Das Kalkül der Spekulanten: Weil Chinas Wirtschaft so langsam wächst wie seit 25 Jahren nicht mehr und der Außenhandel zunehmend schwächelt, bleibt Peking mittelfristig keine andere Wahl, als den Yuan stark abzuwerten, um gegenüber anderen Ländern wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies birgt jedoch auch Risiken, weil solche Maßnahmen zu «Abwertungswettläufen» zwischen verschiedenen Staaten führen können.
Händler erklärten die erneuten Kursverluste am Mittwoch auch mit der Entscheidung des US-amerikanischen Finanzdienstleisters MSCI, chinesische Aktien nicht in einen am Markt stark beachteten Index aufzunehmen.
Chinas Zentralbank hatte wiederholt versprochen, keine Abwertung herbeiführen zu wollen. Gleichzeitig versucht Peking seit Monaten, seine gewaltigen Devisenreserven einzusetzen, um dem Abwärtstrend entgegenzuwirken. Das neue Tief zum Dollar zeigt nun jedoch, dass diese Bemühungen bisher erfolglos blieben. (DPA)