Auf diese Nachricht hat Volkswagen lange warten müssen: Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat dem Konzern den Rückruf von mehr als 800 000 manipulierten Diesel-Fahrzeugen gestattet. Dies teilte VW in Wolfsburg mit. Es ist die größte Zahl von freigegebenen Autos seit dem Beginn der gesamten Rückrufaktion im Januar. «Mit dem Start der Umrüstung für die Modelle Passat, CC und Eos ist eine große Anzahl an Fahrzeugen verbunden, die nun in die Werkstätten kommen werden», sagte VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann laut Mitteilung.
In Deutschland sollen die Kunden nun per Post über den Start informiert werden.
Im vergangenen September hatte Volkswagen zugegeben, weltweit bei mehr als elf Millionen Fahrzeugen eine illegale Software verwendet zu haben. Diese drückt im Testbetrieb die Abgaswerte künstlich nach unten. Im normalen Straßenbetrieb sind die Emissionswerte etwa bei gesundheitsschädlichen Stickoxiden dagegen deutlich höher.
VW drohen deshalb rund um den Erdball Strafen in Milliardenhöhe. Wegen der Abgas-Krise hatte der größte europäische Autokonzern schon einen Finanzpuffer von 16,2 Milliarden Euro gebildet, der 2015 unterm Strich einen Rekordverlust von 1,6 Milliarden Euro brachte.
Trotz des offiziellen Rückrufstarts im Januar durfte VW bislang nur wenige Fahrzeuge in den hauseigenen Werkstätten von der verbotenen Software befreien. In den vergangenen fünf Monaten hatte das KBA zunächst nur für rund 125 000 Dieselwagen die Umrüstung genehmigt - darunter 8500 VW Amarok, 10 000 VW Caddy, 15 000 VW Golf und etwa 90 000 Audi A4, A5, A6, Q5 sowie Seat Exeo.
Bei allen Autos muss ein verbotenes Programm mit einer legalen Version überspielt werden. Dies soll bei den betroffenen 1,2- und 2,0-Liter-Motoren rund 30 Minuten dauern. Bei den Fahrzeugen mit dem 1,6-Liter-Aggregat muss zudem ein neues Bauteil - ein Gitternetz - verbaut werden. Dies soll etwa 60 Minuten in Anspruch nehmen. VW versicherte, Leistungs- und Verbrauchsdaten würden sich nicht ändern.
Der Rückruf aller 8,5 Millionen Fahrzeuge in Europa sollte nach dem Willen der VW-Spitze noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Innerhalb des Konzerns gibt es aber wegen des monatelangen Zeitverzugs bereits jetzt erhebliche Zweifel an der Realisierung des Plans. Offizielle Begründungen dafür gibt es bislang weder von VW noch durch das KBA.
Nach dpa-Informationen soll es insbesondere bei rund 160 000 Passat-Modellen mit dem 2,0-Liter-Motor Probleme mit steigenden Verbrauchswerten nach dem Software-Update gegeben haben. Dieses scheint nun gelöst, denn die eigentlich für Ende Februar in den Werkstätten erwarteten Modelle sind in der nun freigegebenen Charge enthalten. (DPA)