Der Düsseldorfer Versicherungskonzern Ergo will mehr als 1800 Jobs in Deutschland streichen. Dem geplanten Abbau von rund 2400 Vollzeitstellen vorwiegend im Vertrieb stehe die Schaffung von 565 Stellen im Digitalbereich gegenüber, teilt die Gewerkschaft Verdi in Düsseldorf mit. Das Unternehmen bestätigte diese Zahlen. Angesichts einer hohen Teilzeitquote könnten rund 3000 Beschäftigte von den Streichungen betroffen sein, sagte Verdi-Sprecher Frank Fassin. «Das ist ein brutales Programm», sagte er.
Die Gewerkschaft warf dem Unternehmen vor, einen Nachholbedarf bei den Investitionen und Probleme mit den Niedrigzinsen auf die Beschäftigten abwälzen zu wollen.
Ergo kündigte dagegen an, den bis 2020 geplanten Personalabbau möglichst sozialverträglich gestalten zu wollen. Nach Angaben von Verdi entfallen zwei Drittel des geplanten Personalabbaus auf den Vertrieb. «Die Höhe ist überraschend hart», sagte Fassin.
Die Tochter des weltgrößten Rückversicherers Munich Re zählt in Deutschland rund 14 300 Vollzeit-Stellen. Der Jobabbau soll allein das deutsche Geschäft des Konzerns treffen. Über die konkrete Umsetzung der Einschnitte sei noch nicht entschieden, hieß es.
Ziel sei, das Unternehmen fit für die digitale Zukunft zu machen, kündigte der seit September amtierende Ergo-Chef Markus Rieß an. Mit Investitionen und anderen Ausgaben von gut einer Milliarde Euro bis 2020 will Rieß die Computersysteme auf die Anforderungen der Internet-Welt ausrichten. Den Vertrieb will er durch Zusammenlegungen und den Rückzug aus 18 dezentralen Standorten in Deutschland deutlich straffen.
Der Konzern plant auch eine Abwicklung der klassischen Lebensversicherung. Rund 1000 Mitarbeiter, die eine Beschäftigungsgarantie bis 2021 erhalten, sollen künftig das Altgeschäft verwalten. Die junge Tochter Ergo Vorsorge soll sich um neue Lebensversicherungsprodukte mit weniger Garantien kümmern. Insgesamt geht es bei der Abwicklung den Aussagen zufolge um rund 5 Millionen Policen.
Wegen der Umbaukosten etwa für Abfindungen erwartet Ergo in diesem Jahr sein zweites Verlustjahr in Folge. 2017 soll es wieder einen deutlichen Gewinn geben, ab 2021 das Nettoergebnis mehr als 500 Millionen Euro erreichen. Dazu sollen die jährlichen Kosten bis 2020 brutto um 540 Millionen und netto um 280 Millionen Euro sinken. (DPA)