Krise: Russischer Minister setzt auf deutsche Unternehmen

Der russische Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew. Foto: Daniel Naupold/Archiv
Der russische Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew. Foto: Daniel Naupold/Archiv

Trotz der EU-Sanktionen gegen sein Land will der russische Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew in Stuttgart für eine enge Zusammenarbeit mit deutschen Unternehmen werben. Begleitet wird Uljukajew am Dienstag auch von den Gouverneuren der Gebiete Smolensk, Kaluga und Kaliningrad (um das frühere Königsberg), wie die Industrie- und Handelskammer (IHK) in Stuttgart mitteilte.

 

Wegen der politischen Spannungen habe der deutsch-russische Handel zwar einen «sehr schmerzlichen Rückgang» verkraften müssen, sagte der stellvertretende IHK-Hauptgeschäftsführer Bernd Engelhardt der dpa. «Die Sanktionen sind negativ für den Export», sagte Engelhardt. Doch auch in der für Russland schweren Wirtschaftskrise gebe es ein «passables Niveau» der Zusammenarbeit.

 

«Dass Uljukajew kommt, zeigt, dass Russland ein Interesse hat, mit uns zusammenzuarbeiten», sagte Engelhardt. Baden-württembergische Unternehmen seien ebenfalls weiter am russischen Markt interessiert - allen voran der Maschinenbau und die Automobilindustrie. Uljukajew, der bereits 2014 in Stuttgart gewesen war, dürfte vor allem auch um Investitionen in Russland werben.

 

Die Rohstoffmacht Russland steckt nicht nur wegen des niedrigen Ölpreises in der Krise. Auch die Sanktionen des Westens machen dem Land zu schaffen. Die EU und die USA hatten die Strafmaßnahmen verhängt, weil Russland im März 2014 der Ukraine die Schwarzmeerhalbinsel Krim entrissen hatte. Nicht zuletzt wegen der gespannten Lage im Konfliktgebiet Ostukraine ist ein Ende der Sanktionen bislang nicht in Sicht. Der Westen gibt Russland die Schuld an dem blutigen Konflikt.

 

Die schwerste politische Krise zwischen Russland und dem Westen seit Ende des Kalten Krieges belastet auch die Wirtschaftsbeziehungen. Russland hatte auf die Sanktionen mit einem Boykott westlicher Lebensmittel reagiert.

 

Nach Darstellung des Wirtschaftsministeriums in Moskau brach der Handel zwischen Deutschland und Russland 2015 um 34,7 Prozent ein im Vergleich zum Vorjahr. Er lag demnach noch bei 45,8 Milliarden US-Dollar (rund 41 Milliarden Euro). Nach Angaben der IHK Region Stuttgart schrumpft das Volumen weiter.

 

Im Ranking der baden-württembergischen Exportmärkte sackte Russland von Platz 10 im Rekordjahr 2012 auf Rang 18 im Vorjahr ab. Im Januar und Februar dieses Jahres ging der Handel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 12,7 Prozent zurück. In absoluten Zahlen waren das 381,8 Millionen Euro nach 437,5 Millionen Euro. (DPA)