Donnerwetter für den Weltmeister: 1:3 gegen Slowakei

Die DFB-Elf unterlag der Slowakei mit 1:3. Foto: Peter Kneffel
Die DFB-Elf unterlag der Slowakei mit 1:3. Foto: Peter Kneffel

Eine knappe Stunde nach dem missglückten Test im heftigen Augsburger Gewitter war Joachim Löw mit seiner Rumpftruppe schon wieder auf dem Rückweg ins Schweizer Trainingscamp. Das 1:3 (1:2) gegen die Slowakei hatte dem Bundestrainer als wichtigste Erkenntnis gebracht, dass ihm noch viel Arbeit bleibt, um den Fußball-Weltmeister bis zum Turnierstart in zwei Wochen reif für den EM-Titel zu machen.

Ohne etliche nicht einsatzfähige oder geschonte Stammkräfte von Kapitän Bastian Schweinsteiger über Thomas Müller bis zu Champions-League-Sieger Toni Kroos konnte die deutsche Mannschaft am Sonntag im vorletzten Test keine EM-Freude entfachen.

 

Ein verbales Donnerwetter des Bundestrainers gab es nach dem großen Gewitter, dass die Halbzeitpause auf 40 Minuten verlängerte, aber nicht. «Es war eigentlich ein bisschen schade, dass der Platz in der zweiten Halbzeit nicht mehr so bespielbar war. Das hat den Spielfluss und die Kombination gehemmt», kommentierte Löw. Er beschränkte sein sportliches Urteil auf die erste Hälfte: «Da haben wir zumindest nach vorne ein paar gute Aktionen gehabt, defensiv waren wir nicht so gut organisiert.»

 

Als noch richtig Fußball gespielt werden konnte vor nur 22 110 Zuschauern in der bei weitem nicht ausverkauften Augsburger Arena, hatte Mario Gomez mit seinem ersten Elfmeter im Nationaltrikot die DFB-Auswahl in der 13. Minute in Führung gebracht. Ein Doppelschlag des EM-Teilnehmers Slowakei durch Marek Hamsik (41.) und Michal Duris (44.) zerstörte den bis dahin schwungvollen Auftritt der deutschen Mannschaft. Das dritte Gegentor von Juray Kucka (52.) ging trotzdem auf das Konto des eingewechselten Torhüters Marc-André ter Stegen, der den Ball durch die Beine rutschen ließ. «Das wird unser Vertrauen in ihn nicht beeinträchtigen», erklärte Löw trotzdem nachsichtig. «Das Ergebnis ist zwar zweitrangig für uns, aber die zweite Halbzeit war sehr, sehr schwierig. Wir haben zwei blöde Standardtore bekommen», haderte Weltmeister Mario Götze, der ein Aktivposten war.

 

Zwei Tage vor der Nominierung des endgültigen 23-Mann-Kaders zeigte sich, dass Löw für einen EM-Erfolg vor allem die etablierten Spieler brauchen wird. «Dieses Spiel alleine macht für mich keine Entscheidung», sagte er. Verdient habe es niemand, aussortiert zu werden, ergänzte er mit Blick auf den Nominierungsschluss an diesem Dienstag. «Es wird schwierig, klar.» Positives vermeldete er von Schweinsteiger. Der Kapitän habe am Sonntag in Ascona auf dem Platz mit dem Ball arbeiten können.

 

Im zehnten Länderspiel gegen die Slowakei waren die Erkenntnisse - wie auch das Ergebnis - insgesamt bescheiden. Von den vier Debütanten Bernd Leno, Joshua Kimmich, Julian Weigl und Julian Brandt konnte keiner entscheidende Pluspunkte sammeln. Der Schalker Leroy Sané durfte von den Youngstern als einziger 90 Minuten durchspielen - er scheint der aussichtsreichste Kandidat für einen EM-Kader-Platz zu sein.

 

Als Gewinner durfte sich vor allem Gomez fühlen, der sein gewachsenes Selbstvertrauen mit dem Tor und einigen gefährlichen Aktionen im Strafraum dokumentierte. Löw nahm den Torjäger zur Pause wegen leichter muskulärer Problem raus. Er wollte «kein Risiko» eingehen. Auch Götze war 15 Tage nach seinem Rippenbruch sehr spielfreudig, dazu setzte noch Julian Draxler offensiv immer wieder Akzente.

 

Von Müdigkeit war nach der ersten Trainingslagerwoche am Lago Maggiore zunächst nichts zu sehen. Das DFB-Team begann schwungvoll, obgleich es in der Besetzung noch nie zusammengespielt hatte. Auf neun Leistungsträger hatte Löw aus diversen Gründen verzichtet.

Den Engpass auf der Sechser-Position löste Löw mit einer taktischen Variante. Als einziger defensiver Mittelfeldspieler agierte Khedira, der nach einmonatiger Verletzungspause seine Turnierfitness nachwies. Dahinter spielte eine Dreier-Abwehrkette mit Jérôme Boateng, Antonio Rüdiger und Kimmich sowie den Außenspielern Jonas Hector und Sebastian Rudy. Schon nach drei Minuten besaß Boateng mit einem Scherenschlag die erste Torchance. Nach einem Foul an Götze verwandelte Gomez den fälligen Strafstoß. Für den Torschützenkönig aus der Türkei war es das 27. Länderspieltor. In dieser Phase des Spiels gab es nur einen Kritikpunkt, die Chancenverwertung. So vergaben Hector (27.), Sané (30.) und Draxler (32.) das 2:0.

 

Eine Tiefschlafphase in den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte nutzten die Slowaken, um das Spiel zu drehen. Erst setzte Hamsik einen 25-Meter-Schuss unhaltbar für Leno ins Tor (41.). Kurz darauf verhinderte Rudy zunächst auf der Torlinie den zweiten Gegentreffer, was aber Filip Duris bei der anschließenden Ecke per Kopf nachholte (44.). Der belgische Schiedsrichter Serge Gumienny erwog nach dem Gewitter sogar einen Abbruch des Spiels. Aber mehr als Bemühen auf dem tiefen Rasen hatte die deutsche Elf nicht mehr zu bieten. (DPA)