Goldene Lola für «Fritz Bauer» - Gala mit politischen Tönen

Die Gewinner des Abends: Schauspielerin Laura Tonke und Regisseur Lars Kraume. Foto: Bernd von Jutrczenka
Die Gewinner des Abends: Schauspielerin Laura Tonke und Regisseur Lars Kraume. Foto: Bernd von Jutrczenka

Spannend, politisch und aufklärerisch - der auf Tatsachen beruhende Politthriller «Der Staat gegen Fritz Bauer» gewinnt die goldene Lola für den besten deutschen Spielfilm. Damit war das brillante Drama um den hessischem Generalstaatsanwalt und Nazi-Jäger Fritz Bauer, gespielt von Burghart Klaußner, am Freitagabend der große Gewinner bei der Verleihung des 66. Deutschen Filmpreises in Berlin. In politisch unruhigen Zeiten gewann das Kino mit politischer Botschaft.

Lars Kraumes bereits vorab als Favorit gehandelter Film über die schleppende Aufarbeitung der Nazi-Verbrechen in der Nachkriegszeit holte nicht nur die Lola in der Königskategorie, sondern räumte zurecht fünf weitere Preise ab.

 

Ronald Zehrfeld (39) wurde von der Deutschen Filmakademie für seine Rolle als Bauers engster Mitarbeiter mit der Lola als bester Nebendarsteller geehrt. «Geil!», kommentierte Zehrfeld seinen Sieg. Weitere Auszeichnungen für «Fritz Bauer» gab es in den Kategorien Regie, Drehbuch, Szenenbild und Kostüm.

 

Die Silberne Lola ging an Thomas Stubers einfühlsames Drama «Herbert». Hauptdarsteller Peter Kurth nahm für seine Rolle des an ALS erkrankten Ex-Boxers Herbert die Trophäe als bester Hauptdarsteller entgegen. Die Bronze-Lola holte das junge Team des in der Jugendpsychiatrie spielenden Dramas «4 Könige» um Regisseurin Theresa von Eltz. Der Publikumsliebling, die Hitler-Satire «Er ist wieder da», ging leer aus. Tom Tykwers Romanverfilmung «Ein Hologramm für den König» mit Tom Hanks in der Hauptrolle bekam nur zwei Preise in Nebenkategorien.

 

Einen doppelten Triumph feierte die 42-jährige Schauspielerin Laura Tonke. Sie holte sowohl den Preis als beste Hauptdarstellerin für «Hedi Schneider steckt fest» als auch die Auszeichnung als beste Nebendarstellerin für «Mängelexemplar». «Besonders schwierig ist es, hier jetzt nicht zu weinen!», meinte sie vor Freude überwältigt.

 

In der Gala gab es ungewohnt viele politische Töne. Das sich verschärfende politische Klima in Deutschland treibt die Filmemacher um. «Ausländer- und islamfeindliches Gedankengut ist mittlerweile Parteiprogramm geworden», sagte Filmakademie-Präsidentin Iris Berben. «Aber wir dürfen als Künstler nicht verstummen, wir müssen handeln.»

 

Frauenschwarm Elyas M'Barek, der für «Fack ju Göhte 2» den Preis für den größten Publikumserfolg entgegennahm, mahnte: «Wer demnächst wählen geht, der sollte bitte bedenken und nicht vergessen, dass 'Fack ju Göhte' ohne Menschen mit ausländischen Wurzeln nicht möglich gewesen wäre.»

 

Schauspieler Milan Peschel («Halt auf freier Strecke») schälte sich auf offener Bühne aus einer Nazi-Uniform - mit 2,5 Millionen Zuschauern gehörte die Hitler-Satire «Er ist wieder da» zu den Gewinnern an der Kinokasse. In weißer Unterwäsche und Socken gab Peschel dann die Gewinner für das beste Kostümbild bekannt.

 

Routiniert und charmant führte Schauspieler Jan Josef Liefers durch die Gala. Per Video-Einspieler wurde er zu Beginn im Bett mit «Tatort»-Partner Axel Prahl liegend gezeigt, wo er über die passende Filmpreis-Eröffnung sinnierte. Liefers holte dann seine Kollegen auf die Bühne.

 

In einem Musical-Medley beschworen Stars wie Yvonne Catterfeld, ChrisTine Urspruch, Margarita Broich und Jasmin Tabatabai die ganz große Unterhaltung. Die Macher eines Films mit eindeutig politischer Botschaft stahlen ihnen aber an diesem Abend die Show. (DPA)