«Alkoholfreies» Bier ist in den meisten Fällen nicht alkoholfrei. Das machen inzwischen immer mehr Brauer auf der Flasche kenntlich - mit Hinweisen wie «Alc. <0,5% vol.». Nach zwei Jahren sei die vereinbarte Kennzeichnung auf breiter Front umgesetzt, teilt der Deutsche Brauer-Bund mit. Verbraucherschützern geht das jedoch nicht weit genug. Denn noch immer dominiert das Wort «alkoholfrei» die Flaschen - erst bei genauem Hinsehen auf der Rückseite findet sich der kleingedruckte Hinweis, nach dem das eigentlich nicht stimmt.
Und manche verzichten noch immer auf diesen Vermerk.
Aus Sicht von Foodwatch täuschen Brauer daher die Biertrinker weiter. «Alkoholfrei suggeriert, dass kein Alkohol drin ist», sagte Foodwatch-Volkswirtin Lena Blanken. «Da hilft kein kleiner Aufdruck auf der Rückseite.» Die Organisation fordert, «alkoholarm» statt «alkoholfrei» auf die Etiketten zu schreiben, auch auf der Vorderseite. Vorbilder dafür gebe es etwa in Großbritannien.
Herkömmliche Pilsner haben rund fünf Volumenprozent Alkohol. Biere mit 0,0 Prozent sind selten, 0,5 Prozent sind in den meisten «alkoholfreien» enthalten - wegen des Geschmacks. Für die Brauer ist dieses Segment sehr einträglich: Während sie in Deutschland insgesamt immer weniger verkaufen, steigt der «Alkoholfrei»-Absatz. Rechnerisch trägt schon mehr als jede 20. Flasche das Prädikat.
«Idealer Durstlöscher auch nach dem Sport und für Autofahrer», heißt es auf aktuellen Aktionsetiketten von «Krombacher Alkoholfrei». Der Hinweis auf Alkohol findet sich klein am Flaschenhals. «Ein physiologisch unwirksamer Rest Alkohol bleibt zur geschmacklichen Abrundung auch im alkoholfreien Bier», teilt die Brauerei mit. Sie betont: «Dieser Restalkoholgehalt ist so gering, dass er keinen nachweisbaren Einfluss auf die Konsumenten hat.»
Der Bundesverband der Verbraucherzentralen hatte im Juni 2014 die kleingedruckte Kennzeichnung mit dem Brauerbund vereinbart. Umfragen hatten ergeben, dass 70 bis 80 Prozent der Bundesbürger darauf vertrauten, «alkoholfreies» Bier sei vollständig alkoholfrei.
Die Kennzeichnung habe sich sehr gut durchgesetzt, heißt es bei den Verbraucherzentralen. Widersprüchlich sei die Angabe zwar, aber immerhin ein Kompromiss. Wenn sich zeige, dass die Unklarheit bei den Kunden bleibe, werde man wieder auf die Brauer zugehen. Auch Foodwatch erwägt, die Kennzeichnungsfrage wieder aufzugreifen.
Zu den Brauereien, die den Alkohol im «alkoholfreien» Bier auf Etiketten bislang verschweigen, zählt die Alpirsbacher Klosterbrauerei im Schwarzwald. Man halte sich an die Kennzeichnungsverordnung für Lebensmittel, teilte die Brauerei auf Anfrage mit. Über eine Änderung nach dem Muster «Alk. < 0,5 vol» könne aber sicherlich diskutiert werden. (DPA)