Robin Dutt ist noch immer da. Er wurde verwünscht, verflucht, beleidigt - und wenn die Fans des VfB Stuttgart einen Wunsch frei gehabt hätten: Sie hätten sich nach dem bitteren Abstieg in die 2. Bundesliga wohl am liebsten den schnellen Rücktritt ihres Sportvorstands gewünscht. Stattdessen sind in Präsident Bernd Wahler und Trainer Jürgen Kramny zwei andere Schlüsselfiguren des schwer kriselnden Traditionsclubs bereits Geschichte. Dutt dagegen klammert sich verbissen an seinen Job.
Müde, aber gewohnt eloquent und kämpferisch präsentierte sich der Manager bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem sportlichen Totalschaden. Denn auch wenn er bisher von den großen Aufräumarbeiten verschont wurde, weiß er, dass seine Zukunft bei den Schwaben unklarer denn je ist. «Der VfB ist die letzten vier, fünf Jahre immer kontinuierlich weiter an den Abgrund gekommen», resümierte Dutt in der Sendung «Sport im Dritten» des SWR am Sonntagabend. Er versuchte sich in Verteidigung: «Ich bin seit letztem Jahr da. Und natürlich fühlt es sich so an, als wenn alles an mir abgeladen wird.»
Der 51-Jährige ist nach dem ersten VfB-Abstieg seit 41 Jahren in die Ecke getrieben worden. Dutt aber ist sich über die Bedeutung seines Jobs beim VfB im Klaren - und dass es das erst mal gewesen sein könnte für ihn im Profifußball, sollte er das Amt verlieren. «Ich denke, dass wir in den nächsten Tagen schon einige Fragen beantworten müssen. Die erste Frage wird natürlich sein, welchen Teil der Verantwortung habe ich», kommentierte er.
Aufsichtsratsboss Martin Schäfer hatte nach dem Rücktritt Wahlers und Kramnys Ende als Chefcoach weitere Beratungen «über kurzfristig erforderliche Maßnahmen, aber auch über mittel- und langfristig notwendige Veränderungen» angekündigt.
Diese Maßnahmen könnten auch Dutt treffen. Obwohl der sich zunächst mal öffentlich daran abarbeitete, welche Fehler der VfB bereits in den vergangenen Jahren gemacht habe. Zum Beispiel: «Ich bin der einzige, der in der operativen Führung Bundesligaerfahrung hat. Da werden wir sicher überlegen müssen, ob das nicht zu wenig ist.» Dutt konzentriert sich nach eigenen Angaben bereits auf die kommende Saison, schließlich gehe in «vier Wochen schon die Vorbereitung los». Und bis dahin sind unabhängig von seiner Zukunft noch jede Menge Fragen zu beantworten.
Beispielsweise, wer das Team in der 2. Liga trainieren soll. Bisher wurden vor allem Alois Schwartz vom SV Sandhausen und Frank Schmidt vom 1. FC Heidenheim als Kramnys Nachfolger gehandelt. Beide dementierten entsprechende Berichte zunächst. Allerdings spielt nach dpa-Informationen auch Markus Gisdol, zuletzt Cheftrainer bei 1899 Hoffenheim, in den Überlegungen des Clubs eine wichtige Rolle.
Außerdem müsse der VfB, sagte Dutt, trotz der Bekenntnisse von Stammspielern wie Kevin Großkreutz und Christian Gentner dringend die «Innenverteidiger-Problematik» lösen. Schließlich sei das System der Kaderplanung beim Club «nicht mehr zeitgemäß». Er sei angetreten, um das zu verändern. «Und das neue Konzept startet mit neuen Leuten am 1.7.», kündigte Dutt an. Er wirkte erstaunlich offensiv für jemanden, der sich derzeit vor allem aufs Verteidigen beschränken muss. (DPA)