VfB ergibt sich leidenschaftslos zweitem Abstieg

Stuttgarts Trainer Jürgen Kramny gestikuliert an der Seitenlinie. Foto: Peter Steffen
Stuttgarts Trainer Jürgen Kramny gestikuliert an der Seitenlinie. Foto: Peter Steffen

Der VfB Stuttgart muss zum zweiten Mal nach 1975 aus der Fußball-Bundesliga absteigen. Beim 1:3 (0:2) am letzten Spieltag der Saison ergab sich der schwäbische Traditionsclub nahezu kampf- und leiden-schaftslos in seine 19. Saisonniederlage. So oft hatte der VfB, der als Vorletzter in die Zweite Liga muss, zuvor noch nie in einer Spielzeit verloren.

Maximilian Arnold (11. Minute) und André Schürrle (29./90.+2) besiegelten mit ihren Toren für Wolfsburg die sechste Pleite in Serie für das Team von Trainer Jürgen Kramny, der vor einer ungewissen Zukunft bei den Schwaben steht. Der zukünftige Wolfsburger Daniel Didavi traf per Freistoß (78.) zum Ehrentreffer der Schwaben.

 

Schon zur Halbzeit pfiffen die mehreren tausend mitgereisten Stuttgarter Anhänger ihr Team lautstark aus. Die Unterstützung hatten die enttäuschten Fans bereits während der ersten Halbzeit aufgegeben. Schon nach dem 1:3 am 33. Spieltag gegen Mainz waren die erbosten VfB-Anhänger auf den Platz gestürmt und hatten für Tumulte gesorgt. Diesmal beließen sie es bei Transparenten, die sie zu Beginn der zweiten Hälfte ausrollten und damit die Clubführung angriffen. «Keine Ahnung, keine Planung, kein Konzept. Vorstand raus» stand auf einem.

 

Der ebenfalls schwer unter Druck stehende Sportvorstand Robin Dutt hatte bereits vor dem Spiel beim Pay-TV-Sender Sky eingeräumt, «dass auch meine Person hinterfragt werden muss. Ich muss erklären, was ich dazu beigetragen habe, dass wir heute so dastehen».

 

Die sechste Pleite in Serie der erschreckend schwachen Stuttgarter war das Ergebnis eines seltsam leblosen Auftritts und der Leistung des bis heute zweitschwächsten Rückrundenteams aus Wolfsburg. Auch ohne den wegen privater Probleme in seine brasilianische Heimat abgereisten Luiz Gustavo bestimmte der VfL gegen verunsicherte Gäste das Geschehen. Bereits die erste echte Chance nutzte Arnold zu seinem dritten Saisontor. Marcel Schäfer hatte die erneut umgestellte Stuttgarter Abwehr mit einer präzisen Flanke in Bedrängnis gebracht. Gleich mit drei neuen Abwehrspielern waren die Schwaben ins Saisonfinale gegangen. Diesmal notgedrungen, Toni Sunjic fehlte gelbgesperrt und Weltmeister Kevin Großkreutz hatte sich verletzt.

 

Neben der anfälligen VfB-Defensive war vor allem der Angriff kaum bundesligatauglich. Erschreckend war zudem, dass selbst der Einsatz nicht stimmte. Es schien, als hätte Stuttgart bereits vor dem Spiel den Glauben an eine mögliche Rettung verloren.

 

Nach nicht einmal einer halben Stunde verwertete Wolfsburgs Nationalspieler Schürrle einen Konter stark zu seinem achten Saisontreffer, drei Tage vor der Nominierung des vorläufigen deutschen EM-Kaders betrieb er Eigenwerbung. Gäste-Coach Kramny versuchte noch einmal ein Zeichen zu setzen und nahm Jung-Profi Timo Werner vom Feld. Mit Martin Harnik wurde es zumindest etwas besser. Kurz vor der Pause traf der Österreicher die Latte. Mehr ging nicht.

 

Auch nach der Pause war von einem Aufbäumen kaum etwas zu spüren, obwohl Wolfsburg spürbar Tempo aus den eigenen Aktionen herausnahm. Erst ein verwandelter Freistoß von Didavi brachte wieder etwas Spannung in die Partie. Drang zum Tor entwickelten die Gäste aber in den noch ausstehenden zwölf Minuten kaum noch. Die Taktik bestand nur noch darin, Freistöße am Strafraum herauszuholen. In der Nachspielzeit besiegelte Schürrle mit seinem zweiten Tor endgültig Niederlage und Abstieg für den VfB. (DPA)