Der heftige Preiskampf im Luftverkehr hat der Lufthansa im ersten Quartal des Jahres erhebliche Probleme bereitet. Trotz zusätzlicher Flüge (+2,8 Prozent) und mehr Passagieren (+3,6 Prozent) sanken die Verkehrserlöse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 3,9 Prozent. Dies teilte der Dax-Konzern in Frankfurt mit. Das Unternehmen will nun sein Wachstum etwas bremsen und das Geschäft der besonders verlustreichen Frachttochter Lufthansa Cargo genauer unter die Lupe nehmen.
Die Börse reagierte mit deutlichen Kursabschlägen auf die Zahlen.
Der Quartalsumsatz fiel um 0,8 Prozent auf 6,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich steht nach drei Monaten ein Verlust von 8 Millionen Euro an der Stelle, an der Lufthansa vor einem Jahr noch einen Gewinn von 425 Millionen ausgewiesen hatte. Allerdings schlug damals der Verkauf der Beteiligung an der US-Fluglinie Jetblue noch mit mehr als 500 Millionen Euro plus zu Buche.
Operativ sieht sich das Unternehmen auf Kurs, im Gesamtjahr wie angekündigt das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) von zuletzt 1,8 Milliarden Euro weiter zu steigern. Im traditionell schwachen ersten Quartal reduzierte sich bei dieser Kennzahl der Verlust auf 53 Millionen Euro nach 167 Millionen Verlust im Vorjahreszeitraum. 2015 hatten aber auch noch Abschreibungen auf Streiks und Devisenprobleme in Venezuela das Ergebnis mit rund 100 Millionen Euro belastet.
«Wir sind solide in das neue Geschäftsjahr gestartet», erklärte Finanzchefin Simone Menne. Allerdings nahm sie die Prognose für die Fracht-Gesellschaft zurück. Lufthansa Cargo leide unter einem starken Überangebot an Frachtkapazitäten auf dem Markt und einer schwachen Nachfrage, in deren Folge die Durchschnittserlöse bereits um 15 Prozent zurückgegangen seien. Vor Zinsen und Steuern ergab sich ein Quartalsverlust von 19 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch 52 Millionen Euro Gewinn gemacht worden waren.
Die Gesellschaft stehe vor einem sehr schweren Jahr und werde deutlich unter dem Vorjahresgewinn bleiben. Konkrete Schritte ließ die Finanzchefin offen. «Theoretisch sind alle Varianten möglich», sagte sie mit Blick auf die Zukunft der 17 Maschinen starken Frachterflotte oder denkbare Bündnisse mit anderen Fracht-Airlines. «Man muss sich das Gesamtbild ansehen, und das werden wir auch tun.» Die Tochter habe bereits nach ihrem 2015 angekündigten Sparprogramm weitere Kostensenkungen eingeleitet. Der Umfang des Stellenabbaus aus dem ersten Programm steht aber noch nicht fest. Auch die profitablen Geschäftsfelder Technik und Catering lagen deutlich unter dem Vorjahresergebnis.
Der vom niedrigen Ölpreis geprägte Preiskampf am Himmel dürfte nach Einschätzung der Lufthansa-Führung für den Rest des Jahres andauern. Eigentlich wollte der Konzern das Flugangebot der Konzernmarken Lufthansa, Eurowings, Swiss und Austrian Airlines im Passagierverkehr um 6,6 Prozent ausweiten. Jetzt ist nur noch ein Plus von 6 Prozent geplant. «Wir prüfen weitere Kapazitätssenkungen, je nachdem, wie sich das Preisumfeld entwickelt», sagte Menne. Für kommenden Winter stehen auch komplette Strecken auf der Kippe. Das Langstreckenangebot der Billigtochter Eurowings soll ohnehin langsamer wachsen.
Als besonderen Erfolg wertete Menne die Senkung der Kosten abseits von Treibstoff- und Währungseffekten, die auch im Gesamtjahr um rund 2 Prozent niedriger liegen würden als 2015. Hier griffen endlich die Maßnahmen des vor Jahren angeschobenen Sparpakets «Score», die sich über alle Posten erstreckten. Das reiche von Personaleinsparungen nach den Schließungen in Norderstedt und Köln über niedrigere Gebühren bis hin zu Einsparungen bei Mieten und Einkauf. Allein die Tochter Austrian spart laut Menne durch einen neuen Mietvertrag am Drehkreuz Wien einen «mittleren zweistelligen Millionenbetrag». (DPA)