Stuttgart (dpa/lsw) - Die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) steht vor harten Einschnitten beim Personal. Als Folge der Digitalisierung und neuer Kunden-gewohnheiten sollten bis 2020 etwa 830 Stellen abgebaut werden, sagte der Chef von Deutschlands größter Landesbank, Hans-Jörg Vetter, am Dienstag in Stuttgart. Damit wären etwa 1000 Mitarbeiter der aktuell gut 11 000 Beschäftigten von dem Sparkurs betroffen - unter den Stellen sind auch Teilzeit-Beschäftigungen, daher die Diskrepanz zwischen Stellen und Mitarbeitern.
Der Stellenabbau solle «so sozialverträglich wie möglich» bewerkstelligt werden, so Vetter.
Die Bankenbranche ist vor allem im Privatkundengeschäft im Umbruch, da Kunden immer häufiger auf Online-Banking zurückgreifen und seltener am Bankschalter auftauchen. Auch andere Finanzhäuser hatten daher Stellenstreichungen verkündet, zum Beispiel die Deutsche Bank. Bei der LBBW teilen sich die Personal-Kürzungen etwa hälftig auf deren Privatkunden-Tochter BW-Bank und eigene Abteilungen auf, vor allem zur Kreditbearbeitung. «Einfaches Geschäft wird künftig stärker standardisiert und automatisiert bearbeitet», sagte Vetter.
Privatkunden-Vorstand Michael Horn geht davon aus, dass ein Drittel des Stellenabbaus bei der BW-Bank als «natürliche Fluktuation» erfolgen kann, also über Verrentung oder Wechsel von Mitarbeitern aus eigenem Antrieb in andere Firmen. Für den Rest stehen Abfindungen von insgesamt 35 Millionen Euro parat. Der Privatkunden-Arm der LBBW ist besonders betroffen, etwa jede vierte Stelle fällt hier weg.
Vor allem Service-Leistungen werden eingespart, da die BW-Bank künftig vielerorts auf Beratungscenter ohne Kassenfunktion setzt. Tätigkeiten wie Überweisungen oder Abhebungen gehen dort nur über Automaten. Horn betonte aber, dass das - wenn auch ausgedünnte - Filialnetz weiter wichtig sei. «Die reine Internetbank/Direktbank ist nicht das Geschäftsmodell der Baden-Württembergischen Bank», sagte Horn.
Bankenchef Vetter stellte zudem die Jahreszahlen für 2015 vor, die in vorläufiger Fassung schon bekannt waren. Der 63-Jährige räumt Ende Oktober seinen Posten. Er hinterlässt ein Institut, das in der Finanzkrise schwer angeschlagen war und inzwischen wieder in der Spur ist. So stieg der Vorsteuergewinn 2015 um 11,4 Prozent auf 531 Millionen Euro. «Die Entrümpelung der Bilanz ist nun im Großen und Ganzen abgeschlossen - ab jetzt wollen und werden wir wieder wachsen», sagte der Vorstandsvorsitzende. Die Bilanzsumme war jahrelang geschrumpft, das soll sich ändern. (DPA/LSW)