Tübinger Neurologe verteidigt Primatenversuche

Am Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik hat sich ein Streit um Tierversuche entzündet. Foto: Marijan Murat
Am Tübinger Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik hat sich ein Streit um Tierversuche entzündet. Foto: Marijan Murat

Wichtige Forschung oder sinnlose Tierquälerei? Der für die umstrittenen Affenversuche in Tübingen zuständige Wissenschaftler Nikos Logothetis hat Primatenversuche in der Grundlagen-forschung verteidigt. «Es gibt eine erschreckend hohe Anzahl neurologischer und psychiatrischer Krankheiten, die noch nicht behandelt werden können», sagte Logothetis der Deutschen Presse-Agentur. «Ohne Primatenversuche gibt es nicht den Bruchteil einer Chance, diese Krankheiten überhaupt nur ansatzweise zu verstehen.»

 

 

Als Beispiele nannte der Neurologe Krankheiten wie Demenz, Autismus, Schizophrenie, Depression oder Parkinson. «Die Behauptungen vieler aktivistischer Organisationen, Grundlagenforschung sei gefährlich und wertlos für die Medizin, sind schockierend. Mir ist nicht klar, ob dies aus Unverständnis oder Berechnung heraus behauptet wird», sagte Logothetis.

 

Der Forscher leitet seit 1997 die Abteilung «Physiologie kognitiver Prozesse» am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik in Tübingen. Wegen Tierversuchen geriet das Institut 2014 massiv in die Kritik: Ein Tierschützer hatte sich als Pfleger in das Institut eingeschleust und mit versteckter Kamera gefilmt. Auf den Aufnahmen waren unter anderem Affen mit offenen Wunden zu sehen.

 

Nach monatelanger Anfeindung von Tierschutzaktivisten hatte Logothetis erklärt, die Versuche an den Primaten voraussichtlich bis Ende diesen Jahres auslaufen zu lassen. «Ich höre nicht wegen der Anfeindungen der Tierschützer auf», betonte Logothetis. Vielmehr habe ihm der Rückhalt aus der Wissenschaft gefehlt. (DPA)