CDU und Grüne marschieren Richtung Koalitionsverhandlungen

Die Sondierungsgespräche von Grünen und CDU gehen weiter. Foto: Franziska Kraufmann/Archiv
Die Sondierungsgespräche von Grünen und CDU gehen weiter. Foto: Franziska Kraufmann/Archiv

Zweieinhalb Wochen nach der Landtagswahl stehen Grüne und CDU in Baden-Württemberg allen Anzeichen nach kurz vor Koalitionsverhandlungen. Damit zeichnet sich ein bundesweit noch nie da gewesenes grün-schwarzes Regierungsbündnis ab. CDU-Landeschef Thomas Strobl sagte am Dienstag nach der dritten Sondierungsrunde in Stuttgart, es sei nicht ausgeschlossen, Brücken und Kompromisse zu finden.

Klar sei aber, dass ein Bündnis unter dem grünen Regierungschef Winfried Kretschmann nicht einfach eine Fortsetzung der bisherigen grün-roten Koalition sein könne.

 

«Wir wollen schon eigene Akzente in einer solchen Verbindung setzen», machte Strobl klar. Ministerpräsident Kretschmann sagte, in einem gemeinsamen Bündnis müsse jede Partei ihren Markenkern wiederfinden. «Ich denke, das ist auch machbar. Das wird natürlich nur gehen, wenn wir beide kompromissbereit sind.» An diesem Mittwoch entscheiden die CDU-Gremien über die offizielle Aufnahme von Koalitionsverhandlungen. Grünen-Landeschefin Thekla Walker sagte, aus Sicht der Grünen stehe Koalitionsverhandlungen bereits nichts mehr im Weg.

Grün-Schwarz ist nach der Landtagswahl vom 13. März die letzte Chance, eine stabile Regierung zu bilden. Die beiden theoretisch möglichen Dreierbündnisse unter Einbeziehung von SPD und FDP hatten sich zerschlagen. Bei der Landtagswahl hatten die Grünen erstmals in Deutschland überhaupt die CDU als stärkste Kraft überholt.

 

Kretschmann sagte, einig sei man sich etwa darüber, dass das Wirtschaftswachstum stärker vom Naturverbrauch entkoppelt werden müsse. Im Detail, wie etwa dem Ausbau der Windkraft, gebe es aber noch Differenzen. Damit müsse man sich in Koalitionsverhandlungen beschäftigen. «Das wird mit Sicherheit nicht leicht werden.» Auch das Thema Bürgerbeteiligung (direkte Demokratie) solle weiter vorangetrieben werden. CDU-Fraktionschef Guido Wolf schränkte aber ein, es dürfe niemals der Eindruck entstehen, als ob die direkte Demokratie der repräsentativen Demokratie Konkurrenz machen solle.

 

Grünen-Landeschefin Walker mahnte eine Reform des Landtagswahlrechts an, um mehr Frauen ins Parlament zu bringen. Derzeit seien weibliche Abgeordnete mit einem Anteil von weniger als 25 Prozent unterrepräsentiert. Die Grünen streben nach früheren Angaben ein Listenwahlrecht mit zwei Stimmen an, um Frauen gezielt auf vordere Listenplätzen setzen zu können. Ob das mit der CDU zu machen ist, wird sich zeigen. Bislang hat der Wähler nur eine Stimme.

 

Die konstituierende Sitzung des Landtags ist am 11. Mai geplant. Ziel von Grünen und CDU ist es, bis dahin mit den Verhandlungen durch zu sein. «In vier Wochen ist ein fundiertes Koalitionspapier zu machen», sagte etwa der erste stellvertretende Fraktionschef der CDU, Peter Hauk. Am 12. Mai soll der Landtag einen neuen Regierungschef wählen.

 

Unterdessen gibt es weiterhin Rücktrittsforderungen an CDU-Fraktionschef Wolf, der Spitzenkandidat seiner Partei zur Landtagswahl war. CDU-Vorstandsmitglied Romen Link sagte dem «Südkurier» (Dienstag), nach einer solchen krachenden Niederlage sei es an der Zeit, dass jeder seine Rolle überdenke. «Aus meiner Sicht wäre zwingend gewesen, wenn auch am Wahlabend eine entsprechende Reaktion auf das katastrophale Ergebnis gekommen wäre, wenn man es mit Demut anerkannt und möglicherweise Konsequenzen gezogen hätte.» Das, so Link, hätte vieles einfacher gemacht. Die CDU-Basis und die Wähler insgesamt hätten dies nach dieser Niederlage auch erwartet.

 

Wolf lehnt einen Rücktritt bislang ab. Zwei Tage nach der Landtagswahl hatte er sich wieder zum Fraktionschef wählen lassen. (DPA/LSW)