Terror in Brüssel: Mehr als 30 Tote und über 180 Verletzte

Terror in Brüssel: U-Bahn-Passagiere flüchten aus einem Zug zwischen den Stationen Arts-Lois und Maelbeek. Das U-Bahn-Netz wurde kurz nach den Anschlägen stillgelegt. Foto: Evan Lamos/Euractiv
Terror in Brüssel: U-Bahn-Passagiere flüchten aus einem Zug zwischen den Stationen Arts-Lois und Maelbeek. Das U-Bahn-Netz wurde kurz nach den Anschlägen stillgelegt. Foto: Evan Lamos/Euractiv

Terror im Herzen Europas: In Brüssel sind bei Explosionen am Flughafen und in der U-Bahn Dutzende Opfer getötet worden. Nach belgischen Medienberichten starben insgesamt mindestens 34 Menschen, davon 14 am Airport und 20 an der Metrostation Maelbeek mitten im EU-Viertel. Es soll mindestens 187 Verletzte gegeben haben. Allein in der U-Bahn seien 106 Menschen verletzt worden, sagte Brüssels Bürger-meister Yvan Mayeur. Mittlerweile hat sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu den Terroranschlägen bekannt.

Das berichtet die dem IS nahestehende Nachrichtenagentur Amaq im Internet.

 

Der belgische Premierminister Charles Michel sprach von «blinden, gewalttätigen und feigen Anschlägen». Ob es sich bei den Terroristen um Unterstützer des erst am Freitag festgenommenen Hauptverdächtigen der Pariser Anschläge vom November 2015, Salah Abdeslam, handelte, war zunächst unklar.

 

Michel sagte, die Sicherheitskräfte wappneten sich gegen weitere Bluttaten. Auch in vielen anderen europäischen Städten ging die Terrorangst um: Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte patroullierten an Flughäfen und an anderen Verkehrsknotenpunkten.

 

Am Brüsseler Flughafen habe sich wahrscheinlich ein Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt, sagte Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw. Die Terrorwarnung in Belgien wurde auf die höchste Stufe angehoben.

 

Spaniens Außenminister José Manuel García-Margallo machte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für die Explosionen verantwortlich. Die belgische Regierung äußerte sich bisher nicht dazu.

Der mutmaßliche Topterrorist Abdeslam war bei einem Polizei-Großeinsatz in der als Islamistenhochburg bekannten Brüsseler Gemeinde Molenbeek festgenommen worden. Bei den Anschlägen am 13. November 2015 in Paris gab es 130 Todesopfer.

 

Seit Abdeslams Festnahme suchte Belgien noch mutmaßliche Komplizen. In belgischen Medien wird nun über die möglichen Täter und Drahtzieher der Anschläge vom Dienstag spekuliert. Immer wieder taucht vor allem der Name Najim Laachraoui auf. Er war erst vor kurzem identifiziert und zur Fahndung ausgeschrieben worden.

 

Am Dienstag gab es in Brüssel erneut mehrere Razzien. Ermittler seien auf der Suche nach Verdächtigen, die mit den Attentaten zu tun haben könnten, berichtete der Sender RTBF mit Hinweis auf Justizquellen.

 

Das Auswärtige Amt in Berlin richtete einen Krisenstab ein. Unklar war am Dienstag zunächst, ob auch Deutsche unter den Opfern sind. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) hatte darüber zunächst keine Informationen. «Wir wissen nicht einmal, ob die Lage abgeschlossen ist», sagte er in Berlin. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte um 17.00 Uhr in Berlin eine Erklärung abgeben.

 

Nach Angaben von Augenzeugen ereigneten sich am Dienstagmorgen gegen 8.00 Uhr zunächst am Flughafen kurz nacheinander zwei Explosionen. Zeugen wollen zuvor Schüsse gehört haben. Der Nachrichtenagentur Belga zufolge wurden am Flughafen Waffen gefunden. Belga verwies auf eine gut informierte Quelle, eine offizielle Bestätigung gebe es aber nicht. Eine Person habe etwas auf Arabisch gerufen, hatten mehrere Menschen der belgischen Nachrichtenagentur berichtet.

 

Gegen 9.00 Uhr kam es an der Metrostation Maelbeek mitten im EU-Viertel von Brüssel zu einer Detonation - von hier aus sind es nur wenige Minuten zu Fuß zu wichtigen EU-Gebäuden, etwa zum Sitz der Europäischen Kommission. Die Explosion wurde in einer gerade eingefahrenen U-Bahn ausgelöst. Bilder vom Tatort zeigten einen völlig zerstörten Metro-Wagen.

 

Später kam es laut Belga zu einer weiteren Explosion in der Nähe der U-Bahnstation Maelbeek. Dabei handelte es sich aber wohl um eine kontrollierte Sprengung durch Experten, wie der Rundfunk RTBF unter Berufung auf Polizeikreise berichtete.

 

Der Airport Brüssel-Zaventem wurde geschlossen. Flüge wurden umgeleitet, etwa nach Frankfurt und Düsseldorf. Zudem wurden alle Metro-Stationen und sämtliche Bahnhöfe in Brüssel gesperrt. Die Bahngesellschaft SNCB rief Reisende auf, die belgische Hauptstadt bis auf weiteres nicht anzufahren. Die Deutsche Bahn stellte den Zugverkehr zwischen Aachen und Brüssel ein.

 

Auch der Schutz der belgischen Atomkraftwerke wurde verstärkt. Polizei sei vor Ort, ebenso Militär, hieß es vom Betreiber Engie.

 

Die Behörden im Nachbarland Frankreich erhöhten die Polizeipräsenz an den Grenzen sowie in Bahnhöfen und Flughäfen. Innenminister Bernard Cazeneuve schickte dafür am Dienstag 1600 zusätzliche Polizisten und Gendarmen in den Einsatz, wie er nach einem Krisentreffen bei Präsident François Hollande in Paris ankündigte. Hollande versprach Belgien seine Solidarität: «Frankreich und Belgien sind durch das Grauen verbunden, das wir ein weiteres Mal teilen.»

 

In Deutschland verstärkte die Bundespolizei ihre Kontrollen, etwa am Flughafen Frankfurt. Bundespräsident Joachim Gauck verurteilte die Anschläge als «schreckliches Verbrechen». «Deutschland steht angesichts dieser terroristischen Gewaltakte an der Seite Belgiens», schrieb er an König Philippe.

 

Auf Bildern vom Brüsseler Flughafen waren blutverschmierte Menschen mit zerrissener Kleidung zu sehen. In einer der Flughafenhallen stürzte offensichtlich durch die Wucht der Explosionen die Deckenverkleidung herab. Eine riesige Glasfront wurde zerstört.

 

Vor knapp zwei Jahren hat es in Brüssel den bis dahin letzten Anschlag gegeben: Der Islamist Mehdi Nemmouche erschoss im Mai 2014 bei einem Anschlag auf das Jüdische Museum vier Menschen. Der Täter ist Franzose und wurde später in Frankreich verhaftet und nach Belgien ausgeliefert. (DPA)