Vor Erleichterung fiel sie Cheftrainerin Ulla Koch in die Arme. Sophie Scheder hat am Samstag für den ersten Sieg einer Deutschen in der 2011 etablierten Weltcupserie der Turnerinnen gesorgt. Die 19 Jahre alte Chemnitzerin gewann in Stuttgart den Mehrkampf mit 57,032 Punkten, sicherte sich 16 000 Schweizer Franken (14 600 Euro) Preisgeld und sorgte für Gänsehaut-Atmosphäre unter den 4900 Zuschauern. Platz zwei ging an die Kanadierin Isabela Onyshko (56,665) vor der US-Amerikanerin Amelia Hundley (56,499).
«Ich war total nervös, als ich am Balken wegen meiner Gesamt-Führung als Letzte an das Gerät musste. Aber der Wettkampf lief einfach genial», meinte die aus Wolfsburg stammende Scheder nach dem wohl besten Mehrkampf ihrer Laufbahn. Für das bislang beste Ergebnis in der noch jungen Geschichte des Mehrkampf-Weltcups in Stuttgart hatten die Lokalmatadorinnen Kim Bui und Elisabeth Seitz in den Jahren 2011 und 2012 mit jeweils zweiten Rängen gesorgt.
Zuletzt hatte vor 31 Jahren eine Deutsche beim traditionsreichen DTB-Pokal gewonnen: DDR-Turnerin Dagmar Kersten aus Berlin setzte sich 1985 bei der dritten Auflage der Traditionsveranstaltung durch, als an eine Weltcupserie noch nicht zu denken war.
Glanzstück des überaus stabilen Vierkampfes von Sophie Scheder, die bisher einen zweiten Platz bei den Europaspielen in Baku als größten Erfolg verbuchte, war ihre Übung am Stufenbarren, für sie mit 15,033 Punkten die Tageshöchstnote erhielt. «Ich habe hier gezeigt, dass ich auch ohne die ganz schwierigen Übungen am Sprung und am Boden im Mehrkampf ganz weit vorn landen kann», meinte sie. «Das hat einfach Riesenspaß gemacht und gibt uns riesige Motivation für den Test-Event in Rio», sagte die Siegerin und fügte hinzu: «Wir werden es dort packen. Warum auch nicht?» In Rio erhalten am 17. April nur noch die besten vier Riegen die Olympia-Fahrkarten.
«Wir sind auf einem sehr guten Weg», meinte Cheftrainerin Ulla Koch nach dem Wettkampf mit einem Strahlen im Gesicht. Am Montag wird sie jene sechs Frauen nominieren, die in Rio um die Olympia-Tickets kämpfen sollen. Zum Team gehören wird auf jeden Fall auch Pauline Schäfer. Die WM-Dritte am Schwebebalken präsentierte erstmals nach fast einem Jahr wieder den von ihr kreierten «Schäfer-Salto» am Schwebebalken, patzte jedoch wenig später bei einem gymnastischen Sprung an ihrem Lieblingsgerät.
Damit reichte es im Vierkampf für die von dieser Saison an gleichfalls für Chemnitz startenden Saarländerin nur zum fünften Platz. «Das war natürlich ärgerlich. Ich hatte mir das anders vorgestellt», gab sie zu. «Es war einfach die Aufregung», begründete sie ihren ungewöhnlichen Fehler bei einem relativ einfachen Element.
Die deutschen Männer belegten ohne ihre drei Asse den vierten Platz im Finale der Team Challenge. Den Erfolg verbuchte Vizeweltmeister Großbritannien mit 177,288 Punkten. Fabian Hambüchen fehlte in Stuttgart wegen einer hartnäckigen Schulterverletzung, Marcel Nguyen und Andreas Bretschneider gehen am Sonntag im Weltcup-Finale an die Geräte. Für die besten Leistungen sorgten die Deutschen durch Lukas Dauser (15,300) und Philipp Herder (15,133) am Barren. (DPA)