Horrorunfall, Rennunterbrechung, Feuer im Ferrari: Nico Rosberg hat sich von nichts und niemandem bremsen lassen und den spektakulären Saisonauftakt der Formel 1 gewonnen. Der gebürtige Wiesbadener fuhr nach einem nicht optimalen Start ein letztlich einwandfreies Rennen und feierte vor Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton und Ferrari-Star Sebastian Vettel auch dank einer cleveren Reifenstrategie saison-übergreifend seinen vierten Sieg in Serie.
Der Heppenheimer hatte den Großen Preis von Australien im Albert Park lange angeführt, nach einer Safety-Car-Phase wegen eines schweren Unfalls von Fernando Alonso konnte er den Spitzenplatz gegen WM-Herausforderer und Vizeweltmeister Rosberg aber nicht mehr lange verteidigen. Nico Hülkenberg schaffte es im Force India als Siebter in die Top Ten, Pascal Wehrlein wurde bei seinem Debüt 16. im Manor.
Die längste Saison in der Geschichte der Formel 1 begann am Sonntag mit einem Startabbruch: Sämtliche Wagen standen auf ihren Plätzen, nur der Russe Daniil Kwjat im Red Bull nicht. Sein Auto streikte, nach einer weiteren Einführungsrunde ging es los. Und wie: Pole-Mann Hamilton patzte, Rosberg auf Rang zwei kam mäßig in die Gänge, dafür schoss Vettel noch vor der ersten Kurve zwischen den beiden Silberpfeilen durch an die Spitze.
Danach raste auch noch Kimi Räikkönen nach vorn und reihte sich hinter Vettel ein. Hamilton fand sich nach der ersten Runde zunächst auf dem sechsten Platz wieder. An der Spitze gab Vettel mächtig Gas, hatte anderthalb Sekunden Vorsprung auf Räikkönen, mehr als drei auf Rosberg nach gerade mal zwei Runden - die Fans wurden gleich zu Beginn für die kapitale Fehlzündung mit dem neuen und schon wieder abgeschafften Qualifikationsmodus am Vortag entschädigt.
Nach zwei Jahren der Mercedes-Dominanz blieb beiden Silberpfeilen zunächst nur die Rolle der Jäger. Hamilton begann schon zu verzweifeln: «Ich komme an dem Kerl nicht vorbei», funkte der 31 Jahre alte Brite, der auf Rang fünf rundenlang hinter dem gerade mal 18-jährigen Max Verstappen im Toro Rosso festhing, und forderte vom Team eine neue Strategie.
Ferrari, im vergangenen Jahr dreimaliger Saisonsieger durch Vettel, gab im ersten von 21 Rennen in diesem Jahr das Tempo vor. Auch die Attacke Rosbergs durch einen früheren Boxenstopp überstand Vettel. Der Heppenheimer Ferrari-Star ließ sich im Gegensatz zum gebürtigen Wiesbadener im Mercedes allerdings noch einmal die ganz schnellen supersoften Reifen aufziehen. Und damit düpierte er bei einem Überholmanöver auch Hamilton, der noch mit seinem ersten Reifensatz unterwegs war.
Doch alle Vorsprünge und Rückstände waren dahin, als das Rennen nach Alonsos Unfall abgebrochen wurde. Bei einem Überholmanöver krachte der zweimalige Weltmeister mit seinem McLaren in der 17. Runde auf den Haas-Rennwagen von Esteban Gutierrez. Er überschlug sich und landete mit seinem Auto im Fangzaun. Von dem Wagen war nur noch ein Wrack übrig. «Richtig brutal, vor allem wie er aufgekommen ist», meinte RTL-Experte und Ex-Champion Niki Lauda: «Ein fürchterlicher Überschlag. Da hat er ein Riesenglück gehabt.»
Wie durch ein Wunder passierte Alonso nichts. «Es geht ihm gut», versicherte Teamchef Eric Boullier. Untersucht wurde Alonso dennoch im Medical Center an der Strecke.
Nach gut 20 Minuten ging es auch der Boxengasse wieder los, und nun wurde es zum Strategie-Gipfel. Vettel auf den superweichen, aber nicht so haltbaren Reifen, Rosberg und Hamilton (6.) auf den härteren Medium-Pneus, die an dem Rennwochenende in Melbourne noch kein einziges Mal zum Einsatz gekommen waren. Doch das Wagnis zahlte sich bei den Silberpfeilen aus: Vettel musste auch dem Reglement entsprechend noch mal die Reifen wechseln, Rosberg nicht. Und auch Hamilton raste unaufhaltsam nach vorn.
Was für die Roten traumhaft begann, schien sich weniger wunschgemäß weiterzuentwickeln: Aus dem Wagen von Räikkönen schlug schon vor Vettels Wechsel Feuer - das Aus für den «Iceman». Dafür arbeitete sich Vettel nach seinem erneuten Boxenstopp wieder heran und setzte Hamilton auf den letzten Runden gehörig unter Druck, ehe er sich einen Verbremser leistete. «Sorry Jungs», funkte er an seine Crew. (DPA)